Na endlich! Wurde auch mal Zeit, dass Telepolis sich ein wenig mit einem der südamerikanischen 'Partnerländer' der EU beschäftigt. Vielleicht ein Anfang. Die leicht naiv klingende Bemerkung des Autors, 'Gewalt scheine mittlerweile Teil der DNA Kolumbiens geworden zu sein', sei ihm verziehen. Hier wäre wesentlich mehr historische Einbettung vonnöten, der Gewaltpegel ist seit den Zeiten der Conquista hoch.
Natürlich stellte in Kolumbien in jüngerer Zeit der war on drugs einen zusätzlich verschärfenden Faktor dar. Im Lauf der Zeit hat sich diese Seuche über den ganzen Kontinent, bis in den Cono Sur verbreitet. Die Schwemmen an Geld, die der verzweifelte Kampf der kapitalistischen Zentralen gegen den finalen Crash generiert, verschärfen die Problematik. All die mafiösen Tätigkeiten sind grenzenlos lukrativ. Mittlerweile ist der gesamte Kontinent von einer Auflösung der staatlichen Autorität und deren Ersatz durch Herrschaft krimineller Banden bedroht. Das geschieht schleichend und wird von den gelegentlich eintretenden Auflösungen von Narcokartellen nicht gestoppt, im Gegenteil.
Es wächst ein Krebs heran, der längst nach Europa metastasiert hat, etwa in den Niederlanden. Wo globalisiert wird, wird alles globalisiert. Mehr kritisches mediales Augenmerk z. B. in Deutschland, ist eine der Voraussetzungen dafür, dass die europäischen Regierungen ihre reaktionäre Südamerika-Politik überdenken.