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  • Kamikater2

mehr als 1000 Beiträge seit 10.03.2020

Re: Völlig falscher Artikel

Alda 42 schrieb am 05.04.2024 11:07:

Es ist auch schon vorher teuerer geworden, aber die Sanktionen haben das ganze nochmal massiv angeheizt (bzw der Umstieg auf spot Markt LNG). Da wurde zum Teil zu beliebigen Preisen Gas gekauft, da hab es hier auf Telepolis ganz gute Artikel zu.

Warum die Preise vorher auch schon etwas gestiegen waren sollte man getrennt und in Detail nochmal anschauen.

Naja der Herr Putin ist ja nich eines morgens aufgewacht und hat gesagt: "Ich will Krieg!" und dann den Befehl gegeben die Ukraine anzugreifen, sondern das ist ja seit mindestens 10 Jahren geplant gewesen, sieht man ja allein schon daran das die Kertschbrücke in Rekordzeit hochgezogen wurde um die Krim über den Landweg versorgen zu können. (Ohne Krieg hätte es dafür ja keinerlei Notwendigkeit gegeben, dann hätten man die Krim ja einfach über den Norden versorgen können)
Und dementsprechend hat Putin den Krieg auch bei uns vorbereitet: Er hat unbemerkt die Gasspeicher aufgekauft und diese im Jahr zuvor (2021) nicht ordentlich befüllen lassen so das wir Anfang 2022 mit sehr wenig Gas da standen damit er einen deutlich besseren Hebel mit der Gasversorgung bei uns hat. Deswegen wurde Gazprom Deutschland ja enteignet damit man wieder Kontrolle über die Gasspeicher und Gasversorgung bekommt. Und deswegen sind schon Ende 2021 die Gaspreise gestiegen, weil das Gas "knapp" wurde (also nicht knapp im Sinne von "Versorgungsengpass" aber knapp im Sinne von "wenig Angebot/Reserve daher wirds teuer diese wieder aufzufüllen").

Das man dann eingekauft hat zu welchen Preis auch immer war vielleicht etwas extrem, auf der anderen Seite wäre es politisch nicht verkaufbar gewesen wenn wird in Deutschland Gasmangel gehabt hätten und die Speicher tatsächlich leer gelaufen wären nur weil man zu geizig war einen etwas höheren Preis beim Einkauf zu bezahlen.

In so fern habt ihr beide etwas Recht, die Sanktionen sind trotzdem schädlich für uns (genau wie das abkoppeln von China) ohne große Konsequenzen für dort, Völkerrechtswidrig sind sie die Sanktionen auch und es gibt wenig Beispiele in der Geschichte wo man mit solchen Sanktionen etwas sinnvolles erreicht hat, war also Recht vorhersehbar.

Völkerrechtswidrig? Ist das so?

1. führt Russland einen Völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine, also von daher tritt Russland das Völkerrecht mit den Füßen und kann sich dann nicht hinstellen und sagen "Aber das Völkerrecht!!111".

2. Sind Wirtschaftssanktionen die nicht gegen das Interventionsverbot verstoßen nicht Völkerrechtswidrig. Wenn wir jetzt Russland sanktionieren würden weil Nawalny inhaftiert wurde, dann wären sie völkerrechtswidrig da wir einen interne Angelegenheit Russlands sanktionieren (und selbst da gibt es Ausnahmen). Wirtschaftssanktionen mit den Ziel einen Krieg zu beenden sind nicht völkerrechtswidrig. Wenn man jetzt natürlich dem russischen Propagandanarrativ folgt das die Ukraine sowieso ein Teil Russlands ist und dieser Krieg ein "Bürgerkrieg des russischen Volkes" ist, dann kann man sich natürlich auch zusammen fantasieren dass das ein Völkerrechtsbruch ist deswegen Sanktionen zu verhängen.

Die Sanktionen haben wenig relevanten Einfluss auf Russland,

Achso weil die Sanktionen total wirkungslos sind stütz Russland massiv den Rubel damit der nicht abstürzt und hat viele krasse Maßnahmen ergriffen z.b. dass dieser nicht mehr in USD etc. getauscht werden kann und trotzdem ist der Rubel um 1/3 eingebrochen! Der "russische Wohlstandsfonds" (Putins zusätzliche Kriegskasse) ist von über 100 Mrd USD bei Kriegsbeginn auf unter 50 Mrd geschrumpft obwohl Russland ~8%!! des BIP (160 Mrd USD) in 2024 für den Krieg aufwendet (und wir tun hier rum wegen 2% BIP). Der russische Staatshaushalt 2023 hatte (offiziell) ein Defizit von 50 Mrd € eben weil die Verkäufe aus Gas und Öl so massiv eingebrochen sind. (von 185 Mrd m³ in 2021 auf 100 Mrd m³ Erdgas in 2022)

Also die russische Wirtschaft bricht zwar nicht morgen zusammen, aber "Die Sanktionen sind wirkungslos" trifft es definitiv nicht, das tut Russland schon sehr weh.

wir kaufen trotzdem russisches Gas (per teuren spot LNG anstatt günstiger langfristiger Pipelinepreise) und Schaden unserer Wirtschaft.

Wäre es für unsere Wirtschaft billiger gewesen Russland hätte die Ukraine nicht angegriffen?
Natürlich.

Ist das LNG soviel teurer als Pipelinegas? Nein, absolut nicht. LNG ist ~25% teurer als Pipelinegas durch die Komprimierung etc., das macht den Kohl nicht fett. Vor allem weil wir ganze 6% unseres Gases als LNG (von den Amis) beziehen, von den Niederlanden und Belgien bekommen wir ~40%, die haben einen LNG-Anteil von Russland von ~10%.
Also kriegen wir jetzt statt 50% Pipelinegas aus Russland ganze 4% Russland-LNG. Nicht ganz das gleiche Volumen...

Und wie gesagt der Gaspreis ist bereits wieder auf das Niveau von 2018 gefallen, der Strompreis sogar auf deutlich unter Vorkriegsniveau (Ich krieg hier für meinen 3 Personenhaushalt nen Strompreis von 25,6c/KWh INKLUSIVE Grundgebühr).

Die Probleme der deutschen Wirtschaft liegen wo anders unsere europäischen Nachbarn haben diese ja auch nicht obwohl die Gasproblematik die EU ja als ganzes betrifft und nicht Deutschland isoliert (Frankreich braucht beispielsweise genauso viel Gas für die Stromerzeugung wie Deutschland (bis zu 10%), Österreich bis zu 20%, Spanien und Niederlande bis zu 30% etc.)

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