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  • alterpinguin

mehr als 1000 Beiträge seit 05.12.2002

Re: Zum Wirtschaftskrieg mit China - Arrogante, dumme, westliche Politiker

ScharfGeschnitten schrieb am 23.03.2024 19:41:

Ich denke wir reden hier nicht primär über Rohstoffe sondern über Know How und die immer tiefer werdende Diversifizierung der Weltwirtschaft. Mein Lieblingsbeispiel hierfür ist die Niederbayerische Brillenindustrie, die Anfang der 2000er Jahre geschlossen dicht machte. Wolltest Du heute die Brillenindustrie wieder aufbauen, müsstest du gezielt kurz vor der Rente stehende Techniker anwerben, deren fachspezifisches Know How seit 25 Jahren veraltert ist. Das wird niemand tun, zumal die Lohnkosten zumindest in Deutschland auch heute nicht wettbewerbsfähig sind. In EU-Europa gibt es glaube ich auf Malta noch Brillenfabriken, aber das war's dann auch.
Brillenindustrie nur noch Reste! Textilindustrie nur noch Reste. Ein paar Reste hier, ein paar Reste da, das ist das Bild dass sich hinsichtlich Industrieproduktion über viele Branchen in der EU zieht. Und diese Reste sind nicht in der Lage die ganze Breite der benötigten Wertschöpfung abzudecken. So kommen nur 8- 9 Prozent der Mikrochips aus EU- Produktion, Tendenz fallenden. Und kaum noch passive Bauelemente, Standardkomponenten wie Lüfter oder eben Leiterplatten.

Die meisten sehen es nicht oder wollen es bewusst nicht sehen. Ich hab das schon an so einfacherer Technik wie Kugellagern aufzeigen wollen oder der eigentlich überall sichtbaren Infrastruktur (d.h. wo es da "knirscht"). Der "Wahnsinn", diese Überheblichkeit nimmt Ausmaße an, die man sich vernünftig nicht erklären kann. Solche Leute sehen das Problem selbst beim Individualverkehr nicht und faseln dann nur was von der Alternative Flugtaxi und Lieferdrohnen.
Im Übrigen, die wenigsten kapieren, dass der Niedergang in der (Aus)Bildung Hand in Hand einhergeht mit der immer weiter fortschreitenden Einschränkung des wirtschaftlich notwendigen Umfelds, das nun mal überwiegend bestimmt wird aus der Verfügbarkeit aller Teilprodukte. Ich könnte auch sagen, sie kapieren nicht wieso nicht schon die alten Griechen Dampfmaschinen gebaut haben, obwohl ihnen sehr wohl klar war welche Kräfte da vorhanden sind (Heronsball). Eigentlich alle Entwicklungen waren abhängig davon, dass das Umfeld die nötigen Teile bereits verfügbar gemacht hat. Das erklärt auch sehr einleuchtend, warum viele Entwicklungen fast zeitgleich erfolgten oder lange Zeit "unbenutzt" blieben, je nachdem welche Ressourcen leicht zugänglich waren. Dabei galt immer, dass viele Entwicklungen erst rasant zulegten als sie mit anderen kombiniert werden konnten. Das erweckte den Eindruck von sprunghafter Entwicklung und bei manchen den Glauben an den plötzlichen innovativen Durchbruch (peinlich bei der Kernfusion zu beobachten).

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