Jahrhundertelang hat eine optimistische Grundeinstellung die Geschichte der westlichen Welt geprägt.
Eine skurrile Feststellung. Der Optimismus ist das Vorrrecht der Jugend. Zudem gab es in der westlichen Welt ja auch genug Phasen, bei denen ich der Gesellschaft dort nicht pauschal eine bessere Verfassung unterstellen würde.
Trotz aller Kriege und Katastrophen waren Europa und die USA sicher: Der Fortschritt von Wissenschaft und Technik werde es möglich machen, alle Probleme zu lösen und am Ende werden wir in eine Welt der Freiheit, des Wohlstands und der Sorglosigkeit eintreten.
Hä? Diese Idee ist doch garnicht so alt. Mit ganz viel Liebe kommt man da auf 100 Jahre.
Die Idee die Menschheitsprobleme mit Technik den Griff zu bekommen, ist eher in der Nachkriegszeit zu verorten. Als Gradmesser taugt hier die SF-Literatur und Filme.
Die kamen auch erst in den 1960'ern richtig in Schwung.
der Ökonom Friedrich August von Hayek
hatte seine große Zeit in der 1920-30'er Jahren. Das unser Autor immer noch mit dem alten August hantiert, ist bezeichnend für den Zustand der Geisteswissenschaften.
Man stelle sich einmal vor, bei den Naturwissenschaften würde es so laufen, wie bei den Geisteswissenschaften (also wie im Mittelalter):
- Da gäbe es dann zu jedem Bereich sog. "Schulen". Als unbeleckter Physikstudent landet man dann bei Flat-Earthern oder Anhängern der sog. "Deutschen Physik", die natürlich das an den Mann/ die Frau bringen, was in ihre Schwurbeltheorie passt. Ab und zu wird dann ggf. einmal bei irgendwelchen Veranstaltung miteinander disputiert. Hier spielt aber die Heerschar der Jünger ein größeres Gewicht, als die schnöde Realität.
- Man würde Latein, Französisch, Altgriechisch und noch weitere Sprachen zusätzlich lernen müssen, weil man sich die Texte von Εὐκλείδης, Cauchy, Newton und Co. im Original reinzieht und immer wieder den alten Disput zwischen Newton und Leibniz durchkauen.
- Beim Hausbau gibt man viel Geld für den Architekten aus. Wenn man dann auf die Baustelle kommt, wird man vom Bauleiter ausgelacht, weil Teile des geplanten Gebäudes überhaupt nicht gebaut werden können und/oder massiv einsturzgefährdet sind. Zudem wird das tolle Wohnzimmmer zugleich ein Flur und Waschküche werden müssen, weil das Gebäude anders garnicht bewohnt werden kann. Und wenn man die Frage stellt: "Wie kann das sein?" Bekommt man die Antwort: "Die Architekten schauen sich nie die Ergebnisse ihrer Arbeit an und wurden auch nie auf einer Baustelle gesichtet." Die Architekten haben auch keine Ahnung von Physik, Statik oder Materialkunde. Dafür können die sehr schöne Bilder malen.
- Oder man würde in den Naturwissenschaften ernsthaft glauben, mit Sprache die Realität ändern zu können und daher die Begriffe einfach umbenennen.
- Man würde regelmäßig die alten Fehler wiederholen, weil das Lernen aus den Fehlern und Erkenntnissen aus dere Praxis völlig untypisch und konträr zur eigenen Ideologie ist.
Das könnte man stundenlang weiterführen.
Was wurde da nicht alles "gemessen", R-Werte, Inzidenzen, Krankenhausbelegungszahlen "wegen oder mit" Corona, ebenso die Zahl der "an oder mit" Corona Verstorbenen. Konnte man all das wirklich messen, so wie die Physik den Ort und die Geschwindigkeit eines Körpers im Labor messen kann?
Wenn man nicht einmal mehr die Krankenhausbelegungszahlen auf die Reihe bekommt, sind wir endgültig auf dem Status eines Entwicklungslands angekommen. Nein, wenn da der Krankenwagen zum Krankenhaus düst, ist da sichergestellt, dass dort der Patient weiter behandelt werden kann. Bei uns sind keine Corona-Fälle in Taxis oder auf Fluren verstorben.
Herausforderungen dieser Art deuteten sich aber in den 1970ern erst an, die Umweltverschmutzung und das Waldsterben waren die ersten Phänomene, an die eigentlich mit naturwissenschaftlichen Konzepten beschreibbar waren, über die man aber doch kein zureichendes Wissen erlangen konnte. Noch heute ist z.B. unklar, inwiefern das Waldsterben ein natürliches Phänomen war, inwiefern der so genannte "saure Regen" dazu beigetragen hat und warum das Waldsterben dann zurückgegangen ist. Genau besehen ist noch nicht einmal klar, ob es wirklich nachgelassen hat.
Herr wirf Hirn! Nein. Die Ursachen des Waldsterben waren bekannt. Seit dem Waldsterben haben wir den "Patienten" Wald. Während man früher einmal davon ausging, dass die Natur jenseits der unmittelbaren Nachbarschaft zur Industrie von deren Effekten unberührt bleibt, hat sich die Einstellung dazu gewandelt. Zudem gab und gibt es Maßnahmen, um diese Ursache zu bekämpfen. Zudem hatte man in Berlin eine gloreiche Idee das Problem zu lösen: Man benannte den Waldschadensbericht einfach in Waldzustandsbericht um! Und schon war es weg! Das die Zahlen darin immer beschissener werden, interessiert in unserem Bundesslum keine Sau.
Schließlich reißt man ja auch immer mehr Probleme auf, als man gelöst bekommt.
Aber hier kommen wir wieder zum eigentlichen Problem: Unser Autor fühlt sich dazu berufen über Aspekte ein Urteil abzugeben, die er nicht einmal ansatzweise verstanden hat. Diese Art von Naivität kann man auch als Optimismus fehlinterpretieren.
Da sind doch auch unsere Spitzenpolitiker, nebst ihrer Geschwätzstudiengänge nicht viel anders. Merke: Je dümmer und unwissender, desto unfangener bei der eigenen Hybris und Problemlösung.
Ich hätte da schon Manschetten, mich während des Flugs auf den Pilotensitz zu setzen und dort an den Knöpfen zu drehen. Kleine Kinder haben solche Hemmungen nicht und sind sich ganz sicher den Vogel fliegen zu können.
Was tun. Man kann, wenn man ehrlich ist, der Politik an dieser Situation nicht einmal die Schuld geben, man kann nicht auf bessere oder klügere Politiker und Berater aus Wissenschaft und Technik hoffen.
Nein. Die Politiker und unsere Geisteswissenschaftler sind Teil des Problems.
Es gibt allerdings bestrebungen von den richtigen Wissenschaftlern und der Technik, die Hampelmännern langsam Beine zu machen.
Andere westliche Länder, die EU und die OECD haben sich in dieser Richtung schon länger auf den Weg gemacht. Mal sehen, wann das in unserem hinterwäldlerischen Berlin ankommt. Da ist ja noch das Fax der heiße Scheiß.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (23.04.2023 13:05).