honam schrieb am 09.09.2018 22:51:
Wieder zieht der Mob mit der Losung: „Wir sind das Volk“ durch Köthen und provoziert eine Pogromstimmung. Dieses Bild ruft Erinnerungen in mir hervor:
Vor fast 30 Jahren, im November 1989 versammelte sich eben in diesem Köthen auf dem Marktplatz ebenfalls eine pogrombereite Menschenmasse. Auch sie plärrte: „Wir sind das Volk!“. Hauptziel der damaligen Angriffe war der Chef der SED-Kreisleitung Herbert Heber, ein Mann, der sich nichts zuschulden kommen lassen hatte. Mit falschen Vorwürfen und Lügen wurde er beschimpft und gedemütigt. In Folge dieses Kesseltreibens durch „das Volk“ nahm er sich schließlich das Leben. Er hinterließ Frau, Sohn und eine querschnittsgelähmte Tochter. Nach dem Beitritt der DDR zur BRD waren es diese Mobbenden, die heute als „Bürgerrechtler“ bezeichnet werden, die sich als erste in den neugeschaffenen Institutionen der Bundesrepublik bewarben, eingestellt und verbeamtet wurden. Sie waren und sind es, die unser Leben regulieren. Als Beamte bei Polizei (die Nachbarstadt Dessau lässt grüßen!), Justiz, Bildung, Verfassungsschutz haben sie Karriere gemacht. Als sogenannte SED-Opfer beziehen sie eine SED-Opferrente, die wir aus unseren Steuergeldern bezahlen.
Der heutige Mob ist aus den gleichen Rattenlöchern gekrochen wie damals 1989 und will wieder Blut sehen. Die Geschichte wiederholt sich.
Es ist immer problematisch anzusehen, wenn eine Masse sich gegen einen einzelnen wendet. In dem Fall war das Problem, dass er aber Repräsentant eines Systems war, das den Bürgern gegenüber viel Leid zu verantworten hatte. Vielleicht hätte man die Sache später aufarbeiten können. Selbstmord war da keine gute Lösung. Wir reden hier aber über anderes, es geht um Mord und die Demonstranten diffarmieren gerade eigentlich niemanden, sondern wollen, dass der Staat sie besser schützt. Schon ne andere Sache.