Die Umstellung auf die Wasserstoffwirtschaft läuft unumkehrbar, und es gibt große Fortschritte dabei. Wer jedoch Ergebnisse sehen will in Form von H2-Gaskraftwerken oder gar Fahrzeugen mit Wasserstoffantrieb, der schaut in die falsche Richtung. Man muss auf die vielen Baustellen schauen, auch auf Rechtsanwälte, die Verträge aushandeln und Politiker, die das alles möglich machen müssen.
Sicher ist heute schon: Wir werden mehr Wasserstoff brauchen, als Deutschland produzieren kann.
Das sollte kein Problem sein, Deutschland hat schon immer Energie importiert. Wenn wir jetzt auf Wasserstoffproduktion in Namibia oder im Kongo oder in Chile oder irgendwo auf der Welt (je mehr Standorte, desto besser) setzen, dann müssen dort entsprechende Produktionsanlagen gebaut werden.
Politische Probleme kann man wegverhandeln, und es wird sich eine Bank finden, die das finanziert - wenn die Abnahme gesichert ist. Es gibt aber (noch) keine Abnehmer, es gibt ja auch keinen Wasserstoff.
"Henne-Ei-Problem" könnte man dazu sagen, das kann nur die Politik lösen. Das Wirtschaftsministerium initiiert einen Vertrag über die Abnahme von x Tonnen H2 über 10 Jahre zum Preis y, und verspricht der deutschen Industrie, dass in fünf Jahren genug Wasserstoff in Deutschland ankommt - mit Schiffen, die auch erst noch gebaut werden müssen und mit Infrastruktur, die sich in der Planung befindet.
Das muss alles gleichzeitig fertig werden: Produktion an möglichst vielen Standorten der Welt, geeignete Häfen, geeignete Tanker, notwendige Pipelines und Abnehmer in der Industrie.
Im Wirtschaftsministerium gibt es eine eigens dafür geschaffene Koordinierungsstelle, deren Gründung kaum in den Zeitungen berichtet wurde und über deren ersten 100m auf der Marathonstrecke natürlich erst recht nicht. Darüber zu berichten, lohnt sich noch nicht.