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  • Geza Giedke

171 Beiträge seit 23.04.2001

Re: WP ist kein Monopol; die beste Art WP zu verbessen: mitmachen!

jms schrieb am 27.05.2018 18:43:

Was du schreibst ist Propaganda und an der Wirklichkeit vorbei.
Das wäre so als würde man sagen:
"wer sich über zu geringe Sozialleistungen aufregt, der kann doch einer Partei beitreten und sich wählen lassen und in den Bundestag einziehen. Das steht jedem offen."

es ist meine Meinung und beschreibt die Dinge, wie ich sie sehe. Wenn Du Argumente dagegen hast, sehe ich sie mir gerne an. Und ja, wer die Sozialleistungen in D gerne ändern würde, sollte dafür werben - in einer bestehenden Partei, mit einer neuen Partei oder in anderer Weise. (Und dazu gehört das Sich-Öffentlich-Beschweren/Aufregen auch dazu, aber ich halte es in den seltensten Fällen für die beste Wahl.)

Einen Unterschied zw WP und Politik sehe ich darin (und deswegen halte ich den Vergleich für nicht sehr aussagekräftig), dass man auf WP sehr viel schneller, direkter und mit weniger Aufwand Einfluss nehmen kann als auf die Gesetzgebung. Da wir alle (auch die wir hier im Forum schreiben...) nur begrenzt Zeit haben, wird der Weg ins Parlament für die wenigsten eine Option sein, die Autorschaft in der WP wäre es aber für die meisten. Und gerade weil die Zahl der Autoren zurückgeht und die Zahl der Admins klein ist, kann man hier durch Mitmachen viel bewirken.

In der Wikipedia werden viele Meinungen massiv unterdrückt. Das geht ganz einfach: ändert jemand einen Artikel, der unter Beobachtung steht, wird es rückgängig gemacht. Beim nächstenmal wird der Ändernde nach https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Vandalismusmeldung gezerrt und dort von 3-4 Leuten fertig gemacht. Die stehen aussenrum und schlagen ihn zusammen. Ganz klassisch, nur diesmal im Computer.
Und wenn er dann nochmal aufmuckt, wird er für immer gesperrt. Das passiert fast jeden Tag.

Das entspricht nicht meiner Erfahrung mit WP; da war es (manchmal nach längerer, gelegentlich auch nach unerfreulicher Diskussion) normalerweise möglich, eine Kompromissformulierung zu finden.
Vandalismusverfahren gab es, wenn Leute gar nicht erst diskutierten sondern Artikel wiederholt einfach gegen den Konsens änderten. Dabei waren die Admins, fand ich, in der Regel sehr geduldig. Und bei den Admin-Wahlen und -wiederwahlen wurden deren Löschaktionen ausführlich diskutiert und bildeten ein wichtiges Kriterium für die Wahlentscheidung.
Auch ein Gemeinschaftsprojekt kann es nicht jedem recht machen und es gehört zu kooperativen und demokratischen Verfahren auch dazu, dass man kompromisswillig ist und dass es nicht immer nach den eigenen Vorstellungen gehen kann.

Was das "Unterdrücken" von Meinungen angeht: die WP hat die plausible Entscheidung getroffen, als Enzyklopädie das gegenwärtig vorherrschend als gültig angesehene Wissen wiederzugeben und nicht selbst Wissen zu schaffen. Daher die (leider zu wenig beachtete) Belegpflicht mit Sekundärliteratur aus angesehenen Quellen.
Das entspricht auch dem, was man - zumindest für mich trifft das zu - von einer Enzyklopädie erwartet. In Fällen, in denen das Wissen unsicher oder die herrschende Meinung suspekt ist, kann man an andere Quellen heranziehen. Verglichen mit traditionellen Enzyklopädien finden mE bemerkenswert viele Randtheorien Platz in der WP. Aber natürlich spiegelt die WP (das ist eine Designentscheidung) die vorherrschend(en) Meinung(en) und unsere derzeitige Gesellschaft wider. Hätte die schon Orwellschen Charakter, dann würde auch WP das reflektieren - und dagegen würden dann auch Reformen des WP-Admin-Verfahrens nicht helfen, sondern nur Reformen (oder Revolutionen) in Staat, Universitäten und Medien - den Quellen für die WP.
Denn der Algorithmus der WP wäre auch dann noch in Ordnung, aber die Daten auf die er angewendet würde, wären korrupt (und wir hätten das garbage in - garbage out Problem). So pessimistisch sehe ich die Lage aber nicht.

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