Erstmal brauchen wir etwas, was woanders gängig ist: Regeln, die Interessenkonflikte vermeiden.
Administratoren sind technische Mitarbeiter - sie administrieren. Sie arbeiten auf der Ebene der Technik - also der Datenbank und der Userrechte. Sie dürfen Artikel löschen, Nutzer rauswerfen.
Moderatoren/Editoren sind Text-Mitarbeiter, arbeiten auf der Text-Ebene. Sie können Texte redigieren (aber nicht löschen), Diskussionen beenden, Nutzer temporär am Schreiben im betreffenden Kontext hindern.
Beiden gemein ist, daß sie ZWINGEND ihre Rechte nicht nutzen dürfen, wenn sie selbst in die Diskussion involviert sind. Wer diskutiert darf im betreffenden Kontext nicht administrieren oder moderieren. Menschen sind Menschen - und nutzen ihre Möglichkeiten.
Wichtig ist außerdem Transparenz. Artikel, Beiträge o.ä. einfach zu löschen (selbst aufgrund Relevanz) ist nicht nur milde gesagt unfreundlich gegenüber dem Autor, sondern ist das Gegenteil von Transparenz. Bei einem Eingriff durch die Moderation oder gar Administration müssen zwingend die Gründe dargelegt und schlussendlich auch der Ursprungsartikel verfügbar bleiben (es sei denn, das würde tatsächlich juristische Probleme machen, dann aber ist die Darlegung der Gründe noch wichtiger).
Wir haben eine Gesellschaft, die immer konformistischer wird. Das liegt vor allem daran, daß Konflikte nicht mehr im Diskurs ausgetragen werden, sondern der Stärkere den Schwächeren dominiert. Und der Schwächere dann den Stärkeren meidet. Wir haben ind en Onlinesystemen schlussendlich das Äquivalent von Straßenschlägereien, nicht vom intellektuellen Diskurs. Und die Gewalt sind halt keine Knüppel, sondern Sperrung und Löschung. Und der Staat macht fröhlich mit, indem er die Anwendung dieser administrativen Gewalt nicht nur präferiert, sondern teilweise sogar erzwingt.
Das ist kein reines Online-Phänomen - es durchzieht alle Schichten und Interaktionsbereiche der Gesellschaft. Der Konformismusdruck ist extrem gewachsen. Finde eine Gruppe, eine Identität, um vertreten zu werden und Schutz zu genießen - egal wie verquer diese Identität sich auch definiert. Als Individuum bist du heute verloren.