Das Problem ist eigentlich, dass gleiche wie bei jeglicher Wissenschaft, nur das der Prozess der Wissenswerdung digital viel schneller abläuft und nicht mehr kontrollierbar oder nachvollziehbar ist.
Früher wurde "Wahrheit" in Büchern festgehalten, von wenigen geschrieben und von wenigen überprüft, aber dafür gründlich und immer wieder, durch die Zeiten hinweg kam da ein relativ großer Fundus an brauchbarem Wissen zusammen.
Heute kann jeder der meint sich berufen zu fühlen seinen Senf dazu geben. Oder man kann sich mit genügend Ressourcen einen Stab von Schreiberlingen halten, die für das jeweilige Geschäft relevante Informationen in der Wikipedia zurechtbiegen. Gegen so eine Armada haben Freizeitlexikonschreiber oder echte Fachkräfte mit wenig Zeit keine Chance.
Und Multiplikatoren wie Journalisten schreiben einfach nur ab ohne zu merken, dass sie genau so gut auch jeden Taxifahrer hätten interviewen können.
In meinem Beruf muss ich auch wissenschaftliche Arbeiten lesen, inzwischen gibt es ganze Zusammenstellungen, die auf Wikipedia zitiert werden, da sie als Bücher gefasst sind, die sich nur aus Wikipediaquellen speisen. Mit anderen Worten die Katze beißt sich bereits in den Schwanz.
Vor Jahren als Wiki noch relativ neu war, hatte ich auf einer größeren Nachrichtenseite zu einer Diskussion über Kernkraft kommentiert. Einer der Kommentierenden verwies auf einen angeblich super tollen Reaktor und eine Wikiseite.
Bei genauerer Betrachtung der Quellen waren einige der Links ohne Ziel und einer führte auf eine Seite von Umweltaktivisten, die für CO2-arme Energiequellen waren und neben Allerlei Erneuerbaren eben auch just diesen einen Reaktortyp für gut befanden.
Ein Blick ins Impressum verriet allerdings, dass es sich nicht um einen Umweltverein handelte, auch wenn die Seite genau diesen Eindruck vermittelte, sondern um eine PR-Seite einer Werbeagentur, die, wie sollte es anders sein, als Referenzen RWE, Vattenfall und Eon im Portfolio hatte.
Nun, das war nur ein einziges Beispiel, das war ein Link zu einem Thema...vor etwa 8 Jahren.
Ich möchte nicht wissen wieviele PR-Agenturen, Firmen, NGOs, Lobbyverbände, Parteien, Sekten und Regierungsstellen an der Wikipedia mitgemeißelt haben und damit die Vergangenheit auf den neusten Stand ihrer Lüge gebracht haben und immer wieder bringen.
Für unbestreitbare Fakten ist so ein Wiki ok, aber da reichen auch noch die Lexika aus dem 20 Jahrhundert..., für tiefere Wahrheiten braucht es Leute mit Verstand und nicht 1000 falsche Meinungen von ebenso vielen Amateuren.
Wahrheiten können nun mal nicht demokratisch ermittelt werden. Genau deshalb wird Wikipedia auch unbrauchbar werden und in vielen bereichen ist sie bereits wertlos.