Ja, es ist grundsätzlich möglich, dass die EE nicht bei allen Wetterlagen genug Strom liefern können. Das ist aber nur ein Problem, wenn man erwartet, dass Windrotoren konventionelle Kraftwerke 1:1 ersetzen können. Das können sie nicht, sondern man braucht ein Gesamtkonzept, das die Nachteile der Wetterabhängigkeit von Wind- und Solarstrom abfängt.
ZB:
- Backupkapazitäten aus Kohle- und Gaskraftwerken. Die braucht man für den Übergang, solange die (Über)-Kapazitäten noch nicht aufgebaut sind, die später an guten Tagen Wasserstoff erzeugen. Je mehr EE-Kapazitäten da sind und je weiter sie verteilt sind, umso seltener werden die Backups benötigt. Wenn irgendwelche Ideologen unbedingt das Gefühl brauchen, dass ihr Strom aus einem richtigen AKW kommt, dann sollen sie für ihren Atomstrom gefälligst reale Preise zahlen. Gebraucht werden die Dinger nicht mehr.
- Steuerung des Verbrauchs durch an den realen Kosten orientierte Abrechnung. Die EE brauchen ein grundsätzlich anderes Preismodell, bei dem nicht die Strommenge, sondern die Verfügbarkeit den Preis bestimmt. Im Extremfall würde Strom dann in Zeiten der Überproduktion gar nichts kosten (oder nur noch eine kleine Transportgebühr) - so wie es an den Strombörsen schon heute der Fall ist. Wenn ich den Strom brauche wenn er gerade knapp ist zahle ich dafür deutlich mehr. Wenn ich z.B. darauf verzichte. teure Backupkapazitäten zu nutzen weil ich selbst vorsorge, muss ich die auch nicht bezahlen.
- 24/7 Verbraucher, bei denen ein Stromausfall großen Schaden anrichten kann, sind i.d.R. heute schon gegen Stromausfälle abgesichert, z.B. OPs oder Rechenzentren.
- Das Konzept der "Brownouts", das es schon einmal gab, muss wiederbelebt werden. Dabei wird die Spannung im Netz reduziert, wodurch die Leistung elektrischer Geräte etwas sinkt, aber ein kompletter, plötzlicher Ausfall vermieden wird.
- EE aus Biomasse, Wasserkraft und andere (Geothermie etc.) sind nicht wetterabhängig und können als CO2-freie Backupkapazitäten eingesetzt werden.
- grundsätzlich ist die Versorgungssicherheit bei den EEs unschlagbar gut. Mangellagen sind aufgrund der Wetterlage mehrere Tage im voraus planbar und dauern selten länger als ein paar Stunden. Solche Stillstände in der Produktion aufgrund technischer Störungen oder Reparaturen regen in der Industrie niemanden auf, so lange man halbwegs planen kann, wann es weiter geht. Kritisch wird es, wenn das Wochen oder Monate dauert, wenn z.B. AKWs reihenweise wegen technischer Mängel abgeschaltet werden müssen oder bei Niedrigwasser in den Flüssen entweder keine Kohle mehr zu den Kraftwerken kommt oder sie wegen Überwärmung des Kühlwassers nicht mehr betrieben werden können. Oder Putin ersatzlos das Gas abdreht. Oder.. Oder... Und keiner weiß dann, wie und wann es wieder geht.
Es gibt längst Dutzende von Studien, die die Umsetzbarkeit eines Prozesses, an dessen Ende 100% EEs stehen, bestätigen. Jetzt müssen wir mal aufhören zu labern und uns an die Umsetzung machen. Die gute Verfügbarkeit von Ökostrom ist bereits heute ein Standortfaktor bei Industrieansiedlungen im Norden, wo der meiste Windstrom produziert wird.