Das Gebiet bei Eltville, für welches die Windkraftanlagen geplant sind, ist Teil eines der größten zusammenhängenden Waldgebiet Hessens. Nirgendwo sonst in diesem Bundesland gibt es so ausgedehnte Flächen, die nicht durch Asphaltstraßen und -wege durchschnitten sind. Schon aufgrund seiner Größe – in Verbindung mit dem nur gering besiedelten Wisper-Einzugsgebiet und den angrenzenden Waldmassiven – ist es vergleichsweise Störungsarm.
Hinzu kommt die ökologische und klimatische Ausgleichsfunktion, die sich aus der unmittelbaren geographischen Nähe zum dicht besiedelten und industriell und verkehrstechnisch extrem genutzten Rheinmaingebiet ergibt. Schließlich ist es ein bevorzugtes Erholungsgebiet.
Im Gebiet selbst bzw. in dessen unmittelbarer Nähe finden sich ökologisch außerordentlich wertvolle Bach- und Laubwaldbiotope und Waldschutzgebiete:
https://dewiki.de/Lexikon/Hinterlandswald
https://www.rheingau.de/wanderwege/hinterlandswald
https://nationale-naturlandschaften.de/gebiete/naturpark-rhein-taunus
Die tatsächlich im Planungsgebiet vorhandenen Dürreschäden und die ökologisch verbesserungswürdigen forstlichen Monokulturen könnten gerade hier vorbildlich in wertvolle, naturverträglich zu bewirtschaftende Mischwälder umgebaut werden.
Aber nach Installation der Energiemaschinen und der erforderlichen Zuwegungen wird man das Gebiet auch rechtlich als „vorbelastet“ zu betrachten haben. Mit weiteren Eingriffen ist dann – natürlich im „Deutschlandtempo“ – alsbald zu rechnen.
Wer die aktuelle Diskussion zum Arten- und Habitatschutz verfolgt, weiß, wie unerhört wichtig der Erhalt der wenigen noch vorhandenen großflächigen Gebiete in naturnahem Zustand ist. Die geplante energie-industrielle Nutzung durch riesige Windräder wird das Gebiet ökologisch dauerhaft entwerten.
Ja, es trifft zu, dass viele Arten durch die industrielle Landwirtschaft, durch Glasfassaden und Verkehr statistisch noch stärker bedrängt und vernichtet werden als durch Windräder.
Aber gerade für solche Räume wie den Hinterlandswald und seine Umgebung gilt dies explizit nicht. Dort finden sich noch immer recht sichere Rückzugsräume für seltene Vögel, Fledermäuse und Insekten, für Luchs und Wildkatze. Deswegen ist es um so unverantwortlicher, ausgerechnet auch noch dort zusätzliche Stör- und Mortalitätsfaktoren aufzustellen.
Abgesehen davon: es ist schlicht manipulativ, seltene Milane und Schwarzstörche (mit ihren geringen Reproduktionsraten), die von Windrädern geschreddert bzw. vertrieben werden, mit Stadttauben und Haussperlingen, die gegen Hausfassaden fliegen, zu verrechnen.
Weiterhin: gerade für Fledermäuse ist das Gebiet als Ruhe- und Reproduktionsraum von hervorragender Bedeutung. Dass diese ökologisch so bedeutsamen Säugetiere durch Windmühlen besonders gefährdet sind, sollte sich inzwischen herumgesprochen haben:
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/konflikt-auf-hochtouren-waldfledermaeuse-meiden-schnell-drehende-windenergieanlagen-weitraeumig.html
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/kollisionsrisiko-und-lebensraumverlust-windraeder-in-waeldern-beeintraechtigen-bedrohte-fledermausarten.html
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/windraeder-in-waeldern-verdraengen-waldfledermaeuse.html
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/tod-von-fledermaeusen-an-windkraftanlagen-unterbricht-natuerliche-nahrungsketten.html
https://www.izw-berlin.de/de/pressemitteilung/konflikt-um-die-lufthoheit-onshore-windkraftanlagen-schraenken-migrierende-fledermaeuse-in-ihrem-lebensraum-ein.html
Vielleicht wäre es angebracht, sich einmal sachlich und konkret damit auseinandersetzen, dass es gerade in Eltville um anderes und um mehr gehen könnte als um „Kein Windrad in meinem Hinterhof“!
Die desaströse Planung gilt dem zweiten großen hessischen Arten- und Habitatschutz-Kahlschlag – nach den unsäglichen Windkraftvorhaben im Reinhardswald.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (04.03.2024 13:50).