Der hier interviewte Herr übersieht in seinem Diskurs eine entscheidende Stellgröße: die unendliche Torheit des Menschen. Wenn man sich äußerst lautstarke Gruppen anschaut, die unter dem Label "Querdenker" firmieren, dann fallen einem so illustre Gestalten ein wie "Jana aus Kassel", Abzockeranwälte und andere geschäftstüchtige Protagonisten, die sich an der Naivität und Angst ganzer Bevölkerungsgruppen durch üppige Schenkungen bereichern.
Es gilt - auch in einer demokratisch-freiheitlichen Grundordnung - weiterhin das Recht des Einzelnen nur so weit, wie es das Recht auf Leben und Unversehrtheit der Anderen nicht verletzt. In einer Pandemie gelten diese Grenzen selbstverständlich weiter, und müssen aber die Eigenschaften des Virus (Übertragbarkeit, Mortalität etc) zusätzlich berücksichtigen. Wenn ich infiziert bin und jemanden in der U-Bahn anhuste, der dann deswegen zwei Wochen später stirbt, dann habe ich durch meine Freiheit, in einer vollen U-Bahn ungeschützt zu husten, das Recht auf Leben einer anderen Person verletzt. Ich wage mal zu behaupten, dass das Recht auf Leben größer ist, als mein Recht, ohne Maske in eine U-Bahn zu gehen und dort den Leuten ins Gesicht zu husten.
Damit ist klar, dass die Grenzen im Hinblick auf Bewegungsradius, räumlichen Abstand zu Anderen und andere Schutzmaßnahmen für die Zeit dieser globalen Gefahr an diese angepasst werden müssen, um die Gefahr für Andere möglichst zu reduzieren.
In einer idealen Gesellschaft, die zu 100% aus vernünftigen Menschen besteht, brauchte es gar keine Eingriffe von Staats wegen, dort würden die Menschen sich ohnehin von sich aus, eigeninitiativ adäquat informieren und eigenmotiviert die empfohlenen Schutzmaßnahmen umsetzen.
Je stärker jedoch die Masse an irrationalen und rücksichtslosen Personen in einer Gesellschaft ist, desto stärker muss eben der Staat die Regeln zur Seucheneindämmung anordnen und durchsetzen, um die Gesamtgesellschaft, insbesondere aber die vulnerablen Gruppen, so gut es eben geht, zu schützen.
Also, bevor man nun Herrn Spahn, Herrn Lauterbach oder sonstige Politiker angreift, sollte man erstmal die grundlegenden Voraussetzungen der Situation bewerten. Ich vermisse in der Kritik an der Regierung nämlich jedwede Kritik an den Coronaleugnern, die durch ihre Irrationalität und Dissozialität die Notwenigkeit für eine strengere Regulierung von Seuchenschutzmaßnahmen geradezu herausgefordert haben.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (08.02.2023 09:55).