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mehr als 1000 Beiträge seit 12.09.2014

Ziele und Perspektiven

Bei uns in den USA kommen auf den Fernseh- oder Internetbildschirmen oder im Kongress kaum alternative Ansichten zur Sprache; Stimmen der Zurückhaltung, die dem Drang widersprechen, Kompromisse in Verhandlungen als Beschwichtigung zu betrachten, die eine beharrliche und harte Diplomatie anstreben, um einen wirksamen Waffenstillstand und eine Verhandlungslösung zu erreichen, die sicherstellen soll, dass die Ukraine aus diesem Krieg als souveränes, unabhängiges, wiederaufgebautes und wohlhabendes Land hervorgeht.

Betrachtet man mal den Zustand der Ukraine vor dem russischen Angriff, dann war dort schon sehr wenig an Souveränität, Unabhängigkeit, Aufbau und Wohlstand zu erkennen.

Wie souverän ist ein Land, dass sich, wie 2014 geschehen, aus der vorteilhaften Situation einer Brücke zwischen Ost und West, mit guten Handelsbeziehungen und gesellschaftlichen Verknüpfungen in beide Richtungen, von der EU unter Druck setzen lässt, ein exklusives und die Beziehungen zu Russland mindestens einschränkendes, wenn nicht gar abschneidendes, Assoziierungsabkommen zu unterzeichnen?! Und der Präsident der es wagt, die von den üblichen Verdächtigen in Aussicht gestellten "blühenden Landschaften" à la 1989 zu hinterfragen und sich nicht gänzlich von der bis dato gut funktionierenden Ostorientierung zu verabschieden, wird dann mithilfe US-amerikanischer (und wohl auch EU-) Gelder per "Farbenrevolution" beseitigt.
Wie souverän ist eine Regierung, die dermaßen an die Macht gekommen ist, inkl. aller erst durch Verfassungsänderungen und Oppositionsbekämpfung ermöglichte Nachfolger?

Und wie unabhängig und souverän ist ein Land, das abhängig ist von IWF- und Weltbankkrediten, und das, um diese zu erhalten, seine komplette Wirtschafts- und Sozialpolitik gemäß externen Vorgaben "umbauen" muss?!

Wie souverän und unabhängig ist ein Land, in dem zu den ohnehin vorhandenen im Hintergrund alle Macht ausübenden Oligarchen nach dem "Euromaidan" noch etliche ausländische "Interessenten" und "Investoren" kamen, von Hunter Biden bis zum gescheiterten georgischen Politiker und der amerikanischen Zentralbankerin, die dann auch offiziell die Schaltstellen besetzen, als ob das ukrainische Volk eben diese Souvernität nicht zuzutrauen wäre?!

Und welchen Wohlstand erhofft man sich für ein Land, das bereits 2022 ohne kriegsbedingten Schuldenerlass nicht mehr in der Lage gewesen wäre, seine IWF- und Weltbankkredite zu bedienen, von Gasrechnungen etc. noch nicht mal angefangen...?!
Die Ukraine war bereits bankrott und hat durch den russischen Angriff diesbezüglich sogar profitiert, weil mitleidsbesoffen erstmal die Schulden weg waren. Dass diese jetzt durch Lend-Lease und Hilfkredite weiter wachsen, interessiert ja erstmal nicht, da man sich sicher sein kann, entweder alles von Rußland als Beute holen zu können (ja, das glauben manche in Kiew - und nicht nur da! - wirklich!) oder von der EU abgenommen zu bekommen.
Und diese Illusion zieht sich bis auf die unterste menschliche Ebene, wo so mancher nur zum Westkurs seiner "Nation" hält, weil er den Versprechungen der eigenen Regierung von "blühenden Landschaften" und spontan eintretendem "westlichen Wohlstand" blind vertraut. Haben die DDR-Bürger 89 ja auch und wurden bitter enttäuscht... Diese Enttäuschung steht den Ukrainern erst noch bevor!
Manche(r) ist ja schon desillusioniert, dass die mitgebrachten UAH quasi nichts wert sind und man von (jetzt) HartzIV (zuvor nach ABLG weniger) nicht mal ein neues Auto kaufen kann. Noch gibt es ja auch für die Traumatisierten Nah- und Fernverkehr, Kultur (Theater und Museen), Freizeitparks, etc. kostenlos gegen ukr. Ausweis, wo selbst der ALGII-Empfänger noch "symbolisch" blechen darf oder gar voll zahlen muss. Irgendwann wird sich das aber auch bei anderen sozial Schwachen herumsprechen und für Unruhe sorgen...

Wie man von einer zeitnah "wohlhabenden" Ukraine träumen kann, angesichts von schon vor dem Krieg maroder Infrastruktur (außerhalb der Großstädte, die durchaus westlichen Standard hatten (und haben)) und wirtschaftlicher Brache außerhalb der Oligarchensäckel (man beachte auch den massiven Rentenabfall und den Lohnrückgang nach 2014, während z.b. Metinvest Rekordgewinne verbuchte und weiter verbucht) in einer der einstmals reichsten Sowjetrepubliken, ist schon recht verwegen.
Wohlhabend sind in der Ukraine noch die Oligarchen, während das Volk auch ohne Krieg bald hätte Hunger leiden müssen, stets die süßen Trauben europäischer Versprechungen vor der Nase....

Ganz abgesehen vom "Lösungsweg" muss man aber - auch wenn diese bei TP gerne wegzensiert wird - die Frage stellen, wie sich denn alle Protagonisten die Zeit nach dem Krieg vorstellen.
Auf die ein oder andere Weise wird man als Ukraine, aber auch als EU, als Deutschland, mit Rußland "zusammenleben" müssen. Ob nun mit neuem eisernen Vorhang oder als Partner. Die einzige Vision die dazu aber derzeit aufscheint, ist die vollständige (nicht nur wirtschaftliche!) Vernichtung der RF und das Aufteilen der Beute unter den Wölfen (UA, PL und USA), weit über irgendwelche "Reparationen" hinaus. Nur ein nicht mehr existentes Russland ist keine "Bedrohung" (für wen auch immer) mehr... (1)

Und bei dieser Perspektive graust es mir davor, dass hier mal wieder eine Ideologie hochkocht, die schon zu zwei Weltkriegen geführt hat und auch ganz schnell einen dritten, diesmal atomar-finalen, auszulösen vermag.

(1) (Und wenn jetzt jemand argumentiert, dass ja nur Putin wegmüsse, so frage ich, wen man denn stattdessen als Nachfolger sieht, bzw., wie man gedenkt, einen "genehmen" zu installieren; denn die Russen werden kaum plötzlich ausgerechnet Nawalny wählen, nur weil die EU das möchte - dafür haben sie zu viel Jelzin erlebt, sodass nur eine verblendete Jugend und einige Profiteure für ihn stimmen werden... und Putins Beliebtheit nimmt derzeit - für westliche "Analysten" "erstaunlich" - eher zu. Kann er also aus wahltaktischer Perspektive nicht so viel verkehrt gemacht haben...)

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