Redaktionen jedweder Couleur müssen sich einer kritischen Bilanzdebatte stellen. Auch wir bei Telepolis sind mittendrin und sichten derzeit die einschlägigen Beiträge, die seit Beginn der Pandemie erschienen sind.
Zwischenstand: Es gibt in unserem Archiv einige Texte mit maßnahmenkritischen Positionen, die besser hätten recherchiert und von uns eingehender geprüft werden müssen. Wir werden diese Beiträge mit einem entsprechenden Hinweis versehen, aber aus Gründen der Transparenz online belassen.
Ansichtssache, was »einige Texte mit maßnahmenkritischen Positionen« (Harald Neuber) betrifft.
Wirklich unterirdisch war jedoch die Artikelqualität einiger Scharfmacher; besonders negativ in Erinnerung blieb mir Dr. Alexander Unzicker (https://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Unzicker), dessen hyperventilierender Stil absolut unerträglich ist, anscheinend genauso im Bereich Physik (https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2010/09/10/durchgefallen-vom-urknall-zum-durchknall/). Es geht eben auch um die Form, nicht nur den Inhalt. Neben der für Unzicker typischen Beleidigungskanonade gegen alle Menschen, die nicht seiner Meinung sind und die er deshalb verachtet, fällt auf, dass er keinen Gedanken wirklich zu Ende führen kann, sondern ohne erkennbare logische Linie von Detail zu Detail hüpft; schnell wirkte dies dann ähnlich enervierend wie das wirre Brainstorming einer betrunkenen oder bekifften Stammtischrunde.
Und wer wollte beispielsweise wissen, dass er den Virologen Jonas Schmidt-Chanasit, der nach schwedischem Vorbild wohl zeitweise für eine langsame Durchseuchung der Bevölkerung eintrat, deshalb wegen öffentlicher Aufforderung zu gefährlicher Körperverletzung (§§ 111, 224 StGB) angezeigt hatte (https://telepolis.de/-4696124)? Oder seine kruden Verschwörungstheorien zu Demonstrationen, die nur dazu dienten, dass eine aggressive Minderheit der Mehrheit ihren Willen aufzwingen könne (https://telepolis.de/-4721153), oder sonst zu »Covidioten« und zum angeblich stattfindenden »Gerontozid« (https://telepolis.de/-4996170)? Und war seine verfassungsfremde Güterabwägung zwischen einem Bestandteil der Menschenwürde und einem imaginierten »Recht auf Gesundheit« samt »Auskunftspflicht« und dem »pauschalierten Mindestschadensersatz« nach fahrlässiger Ansteckung (https://telepolis.de/-6005666) nicht schlicht totalitäres Wunschdenken?
Nach der eigenen Impfung wurden die Töne dann deutlich milder und Unzicker sprach sich sogar gegen eine Impfpflicht aus (https://telepolis.de/-6292399), wobei nach all den vorherigen Kontroll- und Haftungsphantasien besonders überraschte, dass er explizit eine »moralisierende öffentliche Debatte, in der wieder einmal jede Nachdenklichkeit einem Shitstorm ausgesetzt ist«, verurteilt, wo doch gerade er selbst in vielen Artikeln ein Teil dieses medialen Shitstorms gegen Andersdenkende gewesen war, auf den er nun als bloßes »Zeichen unserer Zeit« bedauernd verweist. Selbstkritik? Bei manchen Menschen Fehlanzeige.