Ich habe nicht die Zeit, hier auf alles einzugehen, was du geschrieben hast, daher arbeite ich mich nur mal kurz an der Maskenpflicht ab. Es gibt also eine Studie, die nachweist, daß es kaum Unterschiede zwischen Ländern mit und ohne Maskenpflicht gibt. Ich behaupte nicht, daß diese Studie falsch ist oder unvollständig, könnte ich auch gar nicht, da ich sie nicht kenne. Was ich denke, ist, daß ihr mit den Schlußfolgerungen falsch liegt, die ihr aus der Studie zieht. Die zeigt nicht, daß Masken nicht gegen Viren und andere Krankheitserreger wirken. Wäre das der Fall, so würde sie auch zeigen, daß Masken im Operationssaal unnötig sind. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das irgendeiner von euch praktisch ausprobieren will.
Um der Frage vorzubeugen, mit "euch" meine ich die Maßnahmengegner, -kritiker, wie immer ihr bezeichnet werden wollt.
Masken halten Partikel in der Luft auf. Es gibt DIN-Normen, die die Filterwirkung für verschiedene Maskentypen und Substanzen auf zwei Stellen nach dem Komma messen. Hersteller kriegen überhaupt keine Erlaubnis, die als "FFP2" zu vertreiben, wenn sie die Wirkung nicht nachweisen. Woran liegt es also, daß die Maskenpflicht so wenig Unterschied macht? Ich denke, daß man eine Vielzahl von Faktoren einbeziehen müßte, wie Maskentyp, Verfügbarkeit, Kontrolle der Einhaltung usw. Wie die Regelung genau ausgestaltet ist, spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle. Wir sind uns wahrscheinlich einig, daß die Maskenpflicht im Restaurant der reinste Schwachsinn war. Ich kenne jedenfalls niemanden, der beim Essen fünfzehn oder zwanzig Minuten die Luft anhält.
Es gibt aber noch eine andere Erklärung: Man kann mit einer einfachen Simulation zeigen, daß der Zusammenhang zwischen Einhaltung und Wirkung bei Maßnahmen des "social distancing" nichtlinear ist. Das bezieht sich nicht konkret auf Masken, sondern auf alle Maßnahmen, die die Zahl der Ansteckungen verringern können. Wenn zB 10% der Menschen sich nicht an die Maßnahme halten, sinkt deren Wirksamkeit nicht auf 90%, sondern auf 80%. (Die Zahlen habe ich nicht mehr im Kopf, wichtig ist aber der Zsammenhang.) Wenn 15% nicht mitmachen, sinkt die Wirkung zB auf 60%, bei 20% auf 30% usw. Es handelt sich also um eine selbsterfüllende Prophezeiung. Wenn ein gewisser, gar nicht so großer Teil der Bevölkerung sich weigert, mitzumachen, sorgt er selbst dafür, daß die Maßnahmen schlecht wirken. Das führt auch zu dem ersten Punkt oben zurück. Maskenpflicht in der S-Bahn (oder gar im Auto oder auf der Parkbank), aber keine Maskenpflicht im Büro wird nicht nur als Schikane empfunden, sondern bringt auch noch gar nichts.
Das alles habe ich jetzt nicht geschrieben, um hier eine Diskussion über die Masken anzufangen, sondern nur, um zu zeigen, daß noch lange nicht klar ist, wie wirksam oder überflüssig welche einzelne Maßnahme war. Das Thema ist so komplex, daß eine seriöse wissenschaftliche Aufarbeitung sich noch eine ganze Weile hinziehen dürfte. Bis dahin müssen wir weiter mit einander widersprechenden Meinungen, bis hin zu Fachartikeln usw leben. Jetzt "Nürnberg 2.0" zu fordern, ist Unsinn, damit müßten die Dinge vor Gericht geklärt werden, nicht von der Wissenschaft. Im Grunde fordert ihr hier, Befürworter der Maßnahmen dafür zu bestrafen, daß es euch gelungen ist, die Politik weichzukochen, die Maßnahmen so zu durchlöchern, daß ihr jetzt ihre Wirkung generell in Frage stellen könnt. Wenn Drosten dann erstmal in lebenslanger Einzelhaft mit Maskenpflicht 24/7 sitzt (Bodo Schiffmann), ist es zu spät.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (01.02.2023 13:10).