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mehr als 1000 Beiträge seit 02.02.2011

NATO nur Ablenkungsmanöver! Russkiy-Mir —> Noworossija

Die Voraussetzung für eine rationale Debatte wäre logischerweise zuerst einmal zu überlegen, warum Russland ihr Nachbarland Ukraine überhaupt mit einem dermaßen brutalen Krieg überziehen.

Angst vor der NATO ist ja erwiesener Quatsch, denn zum Einen stand ein Beitritt der Ukraine nicht im Raum (übrigens hat die Ukraine bis heute keine formale Einladung) und zum Anderen hat Putin mit seinem Krieg sogar, mit Finnland und Schweden, neue Mitglieder höchstselbst akquiriert und dann war die NATO 2021 für die USA sogar schon „obsolet“.

Der ursprünglich angegebene Grund Russlands, die Ukraine „entnazifizieren“ zu müssen, ist natürlich auch Blödsinn. Denn selbst wenn es in der Ukraine Übergriffe auf einen Teil der russisch-stämmigen Bevölkerung (sind die nicht alle irgendwie „russisch-stämmig“?) gegeben hätte, wäre solch ein Krieg natürlich nicht nur völlig unverhältnismäßig sondern erst einmal auch nicht notwendig.
Russland hätte so etwas, besonders als Atommacht und ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat, vor den vereinten Nationen anzeigen können.
Das hat Russland aber bekanntlich nicht getan, sondern Russland hat im Gegenteil sogar, bis kurz vor dem Einmarsch denselbigen verleugnet. Russland hat also nicht „nur“ gelogen, Russland hat mit dem einseitigen Bruch sämtlicher Abkommen das Völkerrecht mit Füßen getreten, den Vereinten Nationen den bildlichen Mittelfinger gezeigt und auch einen absoluten Tabubruch begangen, indem Russland als Atommacht ausgerechnet genau das Land angegriffen hat, dem es extra diesbzgl. Sicherheitsgarantien zugesagt hat.

Auch würde z.B. weder das Abwerfen von 3 Tonnen Aerosolbomben auf die Zivilbevölkerung der Ukraine noch das Zerstören von Kinderkrankenhäusern oder das durch-den-Fleischwolf-jagen der eigenen Soldaten rechtfertigen. Wer das nicht so sieht, sollte m.E. dringend mal einen Psychiater aufsuchen.

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Worum geht es (neben den Rohstoffen der Ostukraine) denn dann?

—> Es geht Herrn Putin ganz offensichtlich auch um eine Expansionspolitik.

So hatte er beispielsweise am 17.4.2014 in der Ausgabe der TV-Sendung „Direkter Draht zu Wladimir Putin“ schon angedeutet wo die Reise hingeht:

Es geht vor allem darum, die Rechte und Interessen der russischen und russischsprachigen Bürger im Südosten der Ukraine sicher zustellen. Ich möchte Sie daran erinnern – und benutze hierbei noch die Terminologie der Zarenzeit – dass dies Neurussland ist: Charkow, Lugansk, Donezk, Cherson, Nikolaev und Odessa waren zur Zarenzeit nicht Teil der Ukraine. Das sind alles Territorien, die der Ukraine in den zwanziger Jahren von der sowjetischen Regie rung übergeben wurden. Weiß Gott, wozu sie das getan haben.

Wladimir Wladimirowitsch Putin, der sich selbst bezeichnenderweise sogar mal mit Peter den Großen verglich, hat das bzw. so in der Art aber schon sehr oft und ganz unverblümt auch an anderen Stellen verlautbart.
Wie man zum Beispiel hier auf der offiziellen Seite des Kremls sogar nachlesen kann (Originalquelle (!)):

http://en.kremlin.ru/events/president/news/66181

Article by Vladimir Putin ”On the Historical Unity of Russians and Ukrainians“

In diesem Artikel (Juli 2021) bezeichnet der russische Präsident Wladimir Putin die Gebiete der heutigen Ukraine als „südwestliche Teile des russländischen Imperiums“ im 19. Jahrhundert. Sie hätten aus drei Teilen bestanden: Malorossija (dt. Kleinrussland), die Krim und Noworossija (dt. Neurussland).

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„Neurussland“ ist ja mittlerweile regelrecht zu einem Kampfbegriff der russischen Soldaten und Sympathisanten geworden. Historisch gesehen entstand es jedoch schon im 18. Jhd. und wenn man bedenkt, daß das zur Zeit von Putins Idol, Peter der Große, war, lohnt ein genauerer Blick erst recht.

Nämlich, daß für Peter das neue russische Selbstverständnis von zentraler Bedeutung war und mit dessen Amtszeit sich das ehemalige Moskauer Großfürstentum als ein multiethnisches Imperium zu verstehen begann.

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Aus dem Artikel zitiert:

Die Absichten eines potenziellen Gegners zu verstehen, ist eine der wichtigsten und zugleich schwierigsten Herausforderungen für jeden Außenpolitiker.

Dazu gehört auch diesem einfach mal zuzuhören. Damit meine ich natürlich nicht das Propagandageschwätz, sondern was wirklich Sache ist. Also die Aussagen mit Substanz.

Werden die aggressiven Absichten eines Staates unterschätzt, kann dies dazu führen, dass umsichtige Verteidigungsvorbereitungen unterlassen werden

Kann man so sagen. Das gilt aber auch innenpolitisch!

Hätte man seinerzeit z.B. Hitlers „Mein Kampf“ ernster genommen, indem er bekanntlich 1925 schon von der Auslöschung der Juden und Slawen schrieb, hätte man vielleicht im Vorfeld nicht so blauäugig gehandelt und ihn unterschätzt als „kleineres Übel“ an die Macht verholfen.

Diktatoren ticken nun mal anders, als Demokraten. So wie man Hitler hätte zuhören müssen, muss man m.E. auch Putins selbst verfasste Artikel ernst nehmen.
Und so muss man übrigens auch Xi Jingoungs „Plan 2049“ ernst nehmen! Denn auch China hat bereits, für jedermann selbst nachzulesen, aufgeschrieben, wohin die Reise planmäßig denn hingehen soll! Warum all das immer ignoriert wird ist wohl ein menschliches Phänomen. Einfach mal die Augen aufmachen kann aber enorm hilfreich sein.

Hat Russland tatsächlich militärische Eroberungsabsichten gegen Nato-Staaten?

Mit Sicherheit (siehe oben)!
Die Frage sollte daher eher lauten, ob die NATO bereit wäre für z.B. Litauen, den NATO-Bündnisfall auszurufen und so unter Umständen eine globale Katastrophe, wie einen 3. Weltkrieg, riskieren würde.
Um also mit solcher einer Frage in der Praxis nie konfrontiert werden zu müssen, lohnt es sich definitiv in der Theorie solche Szenarien durchzuspielen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen.

Daher die jüngste Äußerung von US-Präsident Biden, wenn das russische Militär in der Ukraine nicht entschieden gestoppt werde, werde es "nach Polen und anderswo weiterziehen".

Abwegig ist das leider nicht. Auf jeden Fall ist es absolut seriös jedwedes Szenario zu betrachten.
Wenn wir (wir als Menschheit) aus der Geschichte auch nur ein bißchen gelernt haben, dann ist das sogar absolut notwendig.

Und daß Putin auf jeden Fall gestoppt werden muss ist, denke ich, für jeden normal denkenden Menschen sowieso klar. Da gibt es wohl wenig drüber zu diskutieren.

In diesem Sinne, Baxter

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