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  • Guckstu

mehr als 1000 Beiträge seit 18.03.2024

Re: Russland bedarf einer Neubewertung der eigenen Rolle in Europa.

Arutha schrieb am 18.07.2024 09:12:

Ich kann keines deiner Argumente nachvollziehen.

Ich kann weder seine noch deine Argumente nachvollziehen.

Europa ist ein schwacher zerstrittener Haufen,

Ich würde mich bei solchen Einordnungen nicht an das halten, was irgendwelche Zeitungsautoren meinen, sondern an die Zahlen.

Momentan ist die Ukrainehilfe der beste Maßstab: Zerstrittenheit und Schwäche müssten das ja auf nahe Null runterfahren.
Aber das Gegenteil ist der Fall:
USA gesamt bisher: 70 Mrd.
EU gesamt bisher: 80 Mrd.

Die EU ist in allen Feldern außer Militär immer noch stark.
Sie können die USA nicht zwingen, die DSGVO-Vorgaben zu akzeptieren, dafür müsste die EU wirtschaftlich stärker sein; aber sie können die USA dazu zwingen, Umgehungslösungen zu suchen, und das bedeutet ungefähr die gleiche Gewichtsklasse.

an dem sich niemand mehr klammert.

Doch, die Ukraine.
Die Balten, die Polen, die Rumänen.

Die Russen, die die EU als Gegner ja Ernst nehmen. Warum sonst reden sie davon, die EU-Hauptstädte nuklear zu bombardieren?

Die Georgier, die jetzt auch reinwollen. Vor dem Ukrainekrieg war das noch anders.

Warum auch, halb Europa ist längst insolvent. Der Euro wackelt, und die USA saugt die Industrie weg.

Nee, nichts davon stimmt.
Kein einziger EU-Staat ist insolvent.
Der Eurokurs eiert nach wie vor um 1,08 USD herum. Es gab Okt 2022 einen Einbruch auf 0,97, aber das ist längst wieder kompensiert.
Die USA saugt keine Industrie weg. Was da mit Förderprogrammen angesaugt wird, ist auch wieder weg, sobald die auslaufen, und es betrifft ohnehin immer nur kleine Teile der jeweiligen Volkswirtschaft.

Es gilt wieder: Nicht zu viel auf Zeitungsberichte geben, das sind fast immer nur Meinungen.

Wie groß die realen europäischen Möglichkeiten sind, ist gut in der Waffenhilfe für die Ukraine bzu beobachten...Eine Dienstleistungsgesellschaft hat nun mal real keine Möglichkeit zu produzieren.
Ganz im Gegenteil.

Rheinmetall expandiert gerade und vervielfacht seine Produktion.
Für 2025 haben sie eine Jahresproduktion 700.000 Artilleriegranaten vor, und da es sich nicht um Politiker handelt, sondern um eine AG, dürften die Zahlen zumindest grob richtig sein.

Und das ist nur Rheinmetall, das ist nur die Nummer 10 in der europäischen Rüstungsindustrie, nach Jahresumsatz; laut Statista haben wir:
BAE, Rolls Royce (GB): 31 Mrd
Leonardo (IT): 14 Mrd
Airbus, MBDA (EU): 16 Mrd
Thales, Dassault, Safran, Naval: 27 Mrd
Rheinmetall: 4,5 Mrd

Einige Konzerne sind Mischkonzerne und sollten nicht komplett als Rüstungsindustrie gewertet werden, aber selbst wenn man 90% dieser Zahlen abzieht, ist Rheinmetall immer noch ein kleiner Rüstungshersteller, und schon die stellen 700.000 Granaten jährlich her, also fast so viel, wie Russland unter Anstrengung aller Kräfte schafft: Die Russen liegen bei ungefähr 1 Million im Jahr und wollen auf 3 Mio hoch, aber russische Ankündigungen darf man ja getrost in die Tonne kloppen, die haben auch eine Verdopplung ihrer Flugzeugindustrie "angekündigt" und verlieren trotzdem viel mehr Fluggerät, als sie nachproduzieren können.

Seit Russland sich Asien zuwendet, läuft es bei denen.
Rohstoffe gegen Waren aller Art.

Nix läuft da.
Die Gasgespräche liegen auf Eis, weil sie sich nicht einigen können, wer die Pipeline bezahlt.
Und auch über den Gaspreis sind sie sich nicht einig, die Russen wollen mehr, als die Chinesen zahlen wollen. Die Chinesen sitzen halt am längeren Hebel und nutzen das auch weidlich aus.

Andere Rohstoffe laufen, aber die Einnahmen sinken, die Exporte steigen.
Laut https://www.wko.at/oe/aussenwirtschaft/russische-foederation-wirtschaftsbericht.pdf :
2022: Export 592 Mrd, Import 277 Mrd, Saldo +319 Mrd
2023: Export 424 Mrd, Import 304 Mrd, Saldo +120 Mrd
2024: Export 408 Mrd, Import 314 Mrd, Saldo +110 Mrd
2024: Export 411 Mrd, Import 308 Mrd, Saldo +103 Mrd
Der Saldo ist auf ein Drittel eingebrochen!

Niemand in der Kette braucht noch Europa. Auch Russland hat kein Interesse.
Nach der bevorstehenden Finanzkrise auch gut ausgebildete Europäer nicht mehr

Ach Gottchen, immer noch die ewige Unkerei mit dem unvermeidlich bevorstehenden Zusammenbruch.
Dabei ist wirklich nichts davon zu sehen. Es gibt Turbulenzen und Schwierigkeiten, aber die sind nicht stärker als zu Zeiten der "Eurosklerose" oder der "Euroschuldenkrise". Sogar eher schwächer, es gibt ein paar eher milde Bremsspuren, die von einer nur günstige Wirtschaftszahlen gewohnten Presse als Weltuntergang berichtet werden.

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