Also was zeichnete den Hans-Christian Ströbele aus?
Ein sehr wichtiges Distinktionsmerkmal gegenüber der heutigen Politiker-Generation:
Der hatte eine abgeschlossene Berufsausbildung und war als Rechtsanwalt zugelassen.
Er hätte jederzeit seinen Parteifreunden zurufen können: Ihr könnt mich alle Mal!
Und hätte ohne allzu große Einkommensverluste zurück in einen Job außerhalb der Politik und politischer Seilschaften wechseln können.
So sollte jeder Politiker aufgestellt sein.
Zudem war ein Direktmandatler, der nach seiner ersten Wahl 1998 (damals noch über die Landesliste Berlin) überhaupt nicht mehr in den Bundestag gekommen wäre.
Der fühlte sich nur geringfügig seiner Partei, dafür um so mehr seinen Wählern verpflichtet. Zudem ist sein Wahlkreis eine berüchtigte, grüne Hochburg.
Unser Marco Bülow, Ricarda Lang und Omid Nouripour haben alle keine abgeschlossene Berufsausbildung und könnten ohne ihre politischen Seilschaften nur als Verräumer für den Mindestlohn schaffen gehen. Eine ordentliche Fallhöhe.
Und müssten sich die Parteien in Deutschland nur durch Mitgliedsbeiträge und Parteispenden finanzieren, hätte Marco Bülow auch nicht sein gut dotiertes Gnadenbrot bei seinem Kumpel Martin Sonneborn bekommen. Schließlich war das ja auch eine gute PR-Aktion.
Nein, bei unseren Spitzenpolitikern sieht es in der Regel äußerst trübe mit einem Leben außerhalb des Parteien- und Seilschaftenfilz aus. Die absurd hohen Diäten erhöhen diese Fallhöhen zusätzlich. Klar, dass sich da viele nur als reines Stimmvieh betätigen.
Dazu kommt die Problematik, dass man für eine Arbeit jenseits der Sprechblasen doch auch einen ordentlichen Beschlag braucht und den haben dort nur die wenigsten.
Was den Aktivismus und die Politik von Ströbele betrifft:
Der hatte sich bei den Terroristen von der RAF ins Bett gelegt und sein damaliger Kumpel ist heute ein Rechtsextremer. Halt gerne provozieren, alles gegen den Strich bürsten und auch vor üblen Straftaten nicht zurückschrecken. Die sauberen Anwälte hatten damals ihre Mandanten mit Waffen versorgt. Mit fröhlich-fragwürdigen Positionen war er auch gerne unterwegs.
Auch schon war der Ströbele nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, aber er wurde mit den Jahren etwas ruhiger und waiser.
Aber machen wir uns einmal nichts vor: Selbst wenn man seine Positionen nicht teilte, war er noch Gold gegen die heutige Luftpumpengeneration, die nicht einmal richtig sprechen kann und bei einem einschlägigen Quiz zum Thema Politik, Bundestag und Gesetzestexte gnadenlos durchfallen würde.
Mit denen kann man schon fast Mitleid bekommen. Das hatte der Ströbele wirklich nicht gebraucht.