Klaus N schrieb am 20.12.2023 02:20:
Es ist erstaunlich schwierig, Vermögen korrekt zu bewerten.
Das stimmt.
Einer der Gründe, warum die meisten Finanzminister keine grossen Fans der Vermögenssteuer sind ist, dass der Erhebungsaufwand im Verhältnis zu den Einnahmen zu hoch ist.
Das wird lediglich vorgeschoben.
Für die Unterscheidung zwischen privater und gewerblicher Nutzung wird ja kein Aufwand gescheut, außer es sind Selbständige - da sind die Regelungen auf einmal erstaunlich großzügig.
Deswegen würde ich eher für eine hohe Erbschaftssteuer plädieren.
Da hast du exakt die gleichen Bewertungsprobleme.
Und da die Summen dort so richtig hoch sind, werden bei Erbschaften in Milliardenhöhe ganze Expertenteams auf die Steuervermeidung angesetzt, sie Bewertungsprobleme wirken sich also umso stärker aus.
Und das ist auch systematisch zu rechtfertigen. Wenn man eine Erbschaft als ein Einkommen des Erben betrachtet, dann könnte man das Erbe ganz einfach der Einkommensteuer unterziehen.
Ich denke, der Erbschaftssteuersatz sollte unabhängig von der Einkommensteuer anpassbar sein.
Je nachdem, ob man Einkommen oder Vermögen misst, gibt es ja unterschiedliche GINI-Indexe (meine Erwartung: der für Vermögen läuft dem fürs Einkommen um Jahrzehnte hinterher). Man könnte die Steuern so gestalten, dass sie den GINI-Index kompensieren, und da wäre es dann sinnvoll, die beiden Fälle mit unterschiedlichen Sätzen zu behandeln.
Es fallen dann zwar die gleichen Bewertungsprobleme an, aber eben nur alle geschätzt 30 Jahre, und zu einem Steuersatz von > 40% bei den dicken Fischen. Im Unterschied zu 1 bis 2% jedes Jahr.
Hm... ja... dann müssten den Steuerexpertenteams der Reichen die Steuerprüfungsteams der Finanzämter gegenüberstehen.
Das Problem da liegt darin, dass die Steuerbehörden oft von den Regierungen angehalten werden, die Prüfung nachlässig zu machen. Aber das ist natürlich nicht ein Problem der Steuersystematik, sondern der Machtverteilung, also unabhängig von deiner Vorstellung.
Was die Macht angeht: Man kann das wie die Schweizer machen und abstimmen, welchen Steuersatz die Gemeinde, das Bundesland und der Bund erheben sollen. Dann kann der Wähler entscheiden: Hab ich lieber 0,1% weniger Steuern oder lieber 10% mehr Geld fürs Straßennetz? Braucht die Kommune ein Schwimmbad und soll dafür die kommunale Einkommensteuer erhöht werden?
Dafür müssen natürlich ehrliche Zahlen vorliegen. Das ist ein sehr grundsätzliches Problem, dem auch der Staat unterliegt, weil solche Projekte gern in der Entscheidungsphase schöngerechnet werden; andererseits beobachte ich hier in der Schweiz, dass die Bürger dann, wenn es direkt ans eigene Portemonnaie geht, gern sehr viel genauer wissen wollen, auf welcher Grundlage die Rechnung gemacht wird, als es in DE der Beamte tut, der ja nicht übers eigene Geld entscheidet und schlimmstenfalls wird's halt ein bisschen teurer. Schweizer Bürger stornieren auch gern mal ein Projekt, wenn die Kostensteigerungen exzessiv werden, das macht der Staat weniger gern, weil da Spitzenbeamte zugeben würden, falsch entschieden zu haben; da ist dann persönliche Karriere wichtiger als die Kosten, und das ist natürlich falsch herum.