Verzicht ist dort moralisch, wo er in Askese mündet. Askese ist nicht Genügsamkeit, sondern die Selbstverweigerung der Bedürfnisbefriedigung. Askese ist eine Form der Kasteiung, ist Selbstbestrafung für die Sünden. Die Moral hier, ist die Sünde und die Bestrafung.
Verzicht ist dort moralisch, wo er in Genügsamkeit mündet. Genügsamkeit ist keine Askese, sondern die Verweigerung von Konsum, den ich nicht für meine Bedürfnisbefriedigung benötige. Genügsamkeit ist eine Form der Befreiung, ist der Ausbruch aus dem Gefängnis des Konsumierens zwecks Sinnstiftung. Und Genügsamkeit ist verantwortungsvoll gegenüber den ökologischen und sozialen Verwerfungen, die Überkonsum verursacht. Die Moral hier, ist das Verantwortungsgefühl gegenüber mir und auch gegenüber der Welt.
Das alles betrifft die individuelle Handlungsebene. Natürlich ist auf ihr allein die Krise nicht abzuwenden. Dazu muss die gesellschaftliche Ebene berücksichtigt werden. Aber hier gilt kein entweder oder, sondern ein sowohl als auch...