...das größte Problem der Verhaltensweisen unserer Gegenwart, so Pfaller, sei aber die Scham. Scham sei unverschämt...
Ich sehe die (falsche?) Scham eher als den Beginn des eigentlichen Problems, nicht dessen Kulminierung.
Oft wird dann nämlich aus der selbstempfundenen, oder zumindest publikumswirksam zur Schau getragenen Scham eine Art Gruppenzwang konstruiert, daß man sich dem gefälligst anzuschliessen habe. Gerne auch durch mediales Sperrfeuer unterstützt.
Aber mit welcher Berechtigung eigentlich? Nur weil Person X beispielsweise das Leid in der Ukraine, daß oft schon fast medial zelebriert wirkt, sehr nahe geht, läßt sich daraus doch kaum ableiten, daß Personen Y und Z da gefälligst auf "Parteilinie" einzuschwenken haben.
Was ist denn,, wenn Y z.B. die Situation der Rohingya in Myanmar und den Flüchtlingslagern oder wenn Z die Situation der Uighuren in China mehr berührt? Warum hat man sich dann vorbehaltlos X anzuschliessen, nur weil das Thema gerade "en vogue" ist?
Mit welchem Recht wird da oft eine schon fast absolutistische Meinungsführerschaft beansprucht? Und diejenigen, die da nicht willig mitmachen, mit Diffamierung, fragwürdigen Unterstellungen oder schlicht der Moralkeule traktiert? Falls man die nicht gleich cancelt oder sonstwie "ruhig stellt".
Oft auch in einer hysterisch wirkenden Empörtheit, die der Sache absolut nicht angemessen ist. Diese Tendenz zur Meinungs- und Gesinungsdiktatur ist meiner Meinung nach das eigentliche Problem, öfters auch in den Medien.