Mit genügend Vorbereitung kann man fast (!) jede anbahnende Katastrophe entschärfen.
Was meinst du, warum in einem Flugzeug sämtliche Systeme in Rendundanz vorhanden sind und vor Start jedes dieser Systeme gecheckt werden muss? Natürlich kann ein Düsenjet auch abheben, wenn nur eine von zwei Haupttriebwerken funktioniert. Und ein Flieger fliegt ja auch ohne Redundanzsysteme. Man kann auch starten ohne dass der Bordcomputer eingreift, man kann ohne Instrumente das Flugzeug sicher landen lassen - aber man tut es nicht.
Piloten, Besatzungen, Passagiere - sie alle sitzen mit "Vollkaskomentalität" im Flugzeug. Keiner würde einsteigen wenn er wüsste, der Flieger wäre nicht tiptop in Schuss. Und hätte damit Recht.
Und diese Einstellung sorgt auch dafür, dass das Flugzeug eben das sicherste Verkehrsmittel der Welt ist (auf die zurückgelegten Kilometer pro Passagier bezogen). Fällt eins vom Himmel, ja, dann sterben praktisch immer alle Insassen, aber es passiert glücklicherweise so selten, dass die wenigen Abstürze auch immer als "Katastrophe" betrachtet werden und nicht einfach als "Unfälle".
That being said: auch Umweltkatastrophen lassen sich mit hinreichend Aufwand soweit entschärfen, dass der Schaden sich a) vorhersehen und b) begrenzen lässt.
Beispiel Talsperren: kontrolliert den Wasserpegel senken statt warten, bis sie vollgelaufen sind, ist eine erprobte Taktik. Wenn man tagelang vorher weiß, dass ein neues Starkregenband eintreffen wird, kann man auch tagelang zuvor die Pegel absenken. Und das wiederum kann man mit einer Warnung an die Bevölkerung verknüpfen. Man kann die Schifffahrt reduzieren, die Fähren einholen, man kann die Bewohner auffordern, sich mit Nahrung und Wasser für 2 Wochen eindecken - all solche Dinge. Das hätte man machen können. Und wenn man weiß, dass die Katastrophe kommt, dann kann man auch Feuerwehren, THW, DRK, ASB & wie sie alle heißen schon in Alarmbereitschaft versetzen, damit sie sofort ausrücken können. Man kann ja im Vorfeld auch schon Hubschrauber anfordern, welche die Region abfliegen.
Hier unten, da wo ich wohne, fliegen dreimal täglich Bundeswehrjäger in Formation über meinen Kopf. Jeden einzelnen Tag. Mittel und Geld sind offensichtlich vorhanden - warum also nimmt man kein Geld in die Hand, um im sich anbahnenden Kastrophengebiet Einsätze zu fliegen und die Situation aufzunehmen?
Nun wurden ja die Behörden gewarnt, dass da was kommt. Aber man unterließ es, die Warnung an die Bevölkerung weiterzugeben. Die Begründungen sind abenteuerlich: Sirenen wollte man nicht einschalten, um eine Panik zu vermeiden. Man könne die Leute aber auch nicht erreichen, weil nicht jeder ein digitales Endgerät (Smartphone, Tablet, ...) besitzt. Keine Begründung ist zu blöd, um nicht ausgegraben zu werden, warum die Bevölkerung keine Warnung bekam. Sondern im Wohnzimmer saß, als die Fluten schon die ersten Häuser weggespült haben.
Das hat nix mit "Vollkaskomentalität" zu tun. Das ist eine infame Unterstellung.
Der Staat hat Fürsorgepflicht gegenüber seinen Bürgern. Er ist verpflichtet über die entsprechenden Behörden Warnungen im Katastrophenfall auszugeben. Diese Pflicht wurde vernachlässigt. Die Bürger haben nicht die Möglichkeiten, anhand vorliegender Daten eine Katastrophe vorherzusehen und sie DÜRFEN auch nicht einfach so weg. Es ist einfacher gesagt als getan, Hab & Gut aus dem Erdgeschoss fortzuschaffen oder die Keller leerzuräumen und das Auto auf eine Anhöhe zu fahren. Wenn man nicht weiß, dass in den nächsten 5 Minuten die Welt untergeht, ist man unvorbereitet. Und wenn die Fluten die Landleitungen kappen, der örtliche Internetknoten ohne Strom nicht arbeitet, das Handynetz versagt, kein Telefon mehr funktioniert und keiner ein batteriebetriebenes Radio hat - wie soll da, wenn die Behörden warten, bis es zu spät ist - jemand wissen, was gerade passiert?
Wenn man 4 Tage vorher weiß, dass sich eine Katastrophe anbahnt und nichts tut, um die Leute zu warnen, die Talsperren nicht ablässt, die Rettungsdienste nicht in Alarmbereitschaft versetzt, dann kann's nicht sein, dass der Vorwurf "Vollkaskomentalität" im Raum steht. Der Staat hat seine Pflichten gegenüber dem Bürger verletzt. That's it. Und dafür haben Verantwortliche geradezustehen.
Das sind nicht die Rettungskräfte von THW, DRK & co, nicht deren Gruppen- oder Einsatzleiter, sondern diejenigen, die vor Ort die Organisation betreiben und die Einsatzaufträge nicht erteilen, weil sich keiner zuständig fühlt oder man lieber erstmal mit der Kanzlerin die Hände schüttelt, statt den Job zu machen, für den sie bezahlt werden.