Ich verstehe vielleicht Ihre Trennung von Gesetz und dem tatsächlichen Handeln nicht ganz. Darum möchte ich mich hier noch einmal kurz wiederholen um Missverständnisse auszuschließen.
Ich spreche von einer Wertehierarchie (Ist-Zustand).
Im Gegensatz zu Leistungs-, Fähigkeiten- oder Kompetenzhierarchien.
Artikel 1 unseres Grundgesetzes bedeutet, dass jeder Mensch wertvoll ist, unabhängig davon, was er beiträgt und leistet oder eben nicht.
Ich glaube Augenhöhe hat auch etwas mit Menschlichkeit zu tun.
Liebevolle Eltern werden ihr Kind immer lieben, unabhängig davon, ob es gute oder schlechte Noten schreibt. Auch unabhängig davon, ob es als erwachsener Alkoholiker:in oder kriminell wird.
Und wann wäre man mehr wert, als wenn man geliebt wird.
Das, was die Person tut ist vielleicht verwerflich, aber als Mensch verliert sie nicht an Wert oder Würde.
Wenn Sie in einer Beziehung sind, und nach einem Autounfall im Rollstuhl sitzen, möchten Sie doch auch noch "wertvoll" sein und geliebt werden. Unabhängig von Ihrer Sportlichkeit, Jugend, Leistungsfähigkeit, emotionalen Ausgeglichenheit, Reichtum, ... hier beginnt die Würde des Menschen.
Darum sollen auch Menschen in Gefängnissen, Krankenhäusern oder Altenheimen immer noch würdevoll behandelt werden.
In einer egalitären Gesellschaft ist jemand, der nur schlecht Klavier spielt, keine guten Umgangsformen hat oder einen niedrigen EQ, nicht weniger wertvoll als eine Person mit hohem IQ oder jemand, der gut Fußball spielt oder reich ist.
Ob eine Person eine andere Person auf Augenhöhe sehen kann, hängt vom affektiven Empathievermögen der betrachtenden Person ab.
Dank der Neuroplastizität unseres Gehirns sind Menschen, auch was affektive Empathie betrifft, lernfähig (man wird dann ja auch glücklicher).
In Werte-Hierarchien nimmt die affektive Empathie ab, in egalitären Gemeinschaften nimmt sie zu.
Nimmt die affektive Empathie in einer Werte-Hierarchie zu, wird die Gesellschaft egalitärer. Die Menschen werden netter, glücklicher und gesünder. Das ist ein Teufelskreis.
LG