Ersetze VT durch "haltlose Spekulationen, bei denen einer Seite grundsätzlich langfristig geplante, böse Absichten unterstellt werden".
Es waren die Amerikaner, die völlig zu recht davor gewarnt haben, über 50% der Gasversorgung von einem Lieferanten abhängig zu machen, bei dem bereits der begründete Verdacht bestand, dass es ihm nicht alleine ums Geschäft ging. Und dem dann auch noch die Kontrolle über die Infrastruktur für Transport und Speicherung anvertraut wurde - Scholz sprach bei Nordstream noch von einem "rein privatwirtschaftlichen Projekt", als jedem, der Augen im Kopf hatte längst klar sein musste, wie abgrundtief naiv das war. Russland hatte sich systematisch in eine Position gebracht, wo es in Deutschland einen Blackout herbeiführen konnte. Und war im März 22 mutmaßlich nur noch wenige Stunden davon entfernt, diesen Plan in die Tat umzusetzen.
https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/das-gazprom-komplott-so-entging-deutschland-knapp-einem-blackout-/29533678.html
Ich bezweifle, dass die russischen Ziele in der Ukraine davon beeinflusst werden, was Sie oder ich "glauben". Entscheidend sind die Realitäten auf dem Schlachtfeld und das, was sich hinter Putins Stirn abspielt. Für beides fehlen uns für eine vernünftige Analyse entscheidende Informationen, z.B. über die Verluste, bei letzterem ist die Informationslage noch viel dünner, weil die Täuschung des Gegners ein wesentliches Element putinscher Politik ist. Wir beide (so wie alle anderen hier) wissen nur das, was wir wissen sollen und da sollte man mit so weitreichenden Extrapolationen grundsätzlich vorsichtig sein und sich nah an den Fakten halten.
Was man wohl ohne viel Spekulation konstatieren kann, ist dass die Politik seit 2000 auf russischer Seite von genau einem Mann bestimmt wurde, in den USA aber von vier sehr verschiedenen Präsidenten mit sehr unterschiedlichen politischen Spielräumen (z.B. andere Mehrheiten im Kongress). Auf welcher Seite ist es da wohl eher wahrscheinlich, dass ein langfristiger, konsistenter Plan verfolgt wurde?