Von 1979 bis 1989 intervenierte Russland, damals noch in der Gestalt der Sowjetunion, in Afghanistan. Dies erfolgte völlig völkerrechtskonform auf Bitte und Einladung des herrschenden Regierung, die gleichwohl unter massivem Druck der Islamisten stand. Und nur einen kleinen Teil der Afghanen repräsentierte.
Die USA witterten eine günstige Gelegenheit und lieferten zahlreiche moderne leichte Waffensysteme, darunter massenweise schultergestützte Luftabwehrraketen und Panzerabwehrraketen. Diese Waffen erwiesen sich als hocheffektiv insbesondere gegen Hubschrauber und Panzer und die Verluste des Russen an Material waren erheblich. Zusammen mit der fehlenden Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit gelang es schließlich, die Russen aus dem Land zu jagen.
Das ist deshalb erwähnenswert, weil dieser Konflikt in Afghanistan einer oder sogar das Vorbild des Konflikts in der Ukraine ist. Weniger bei der völkerrechtlichen Wertung, mehr bei der taktischen Umsetzung: Man führt einen klassischen Stellvertreterkrieg mit Personal des überfallenen Landes, bewaffnet dieses Personal substanziell und gestaltet den Konflikt als Abnutzungskrieg.
Die Folge des Afghanistankriegs war natürlich zweierlei: Einerseits wurde die Sowjetunion tatsächlich derart ausgeblutet, dass sie im kalten Krieg besiegt werden konnte und zerbrach. Andererseits entstanden dadurch jede Menge instabiler Reststaaten und mit Afghanistan ein - nennen wir es mal so - äußerst problematisches Exemplar mit Terroristenzucht auf der einen Seite und Abwesenheit von Menschenrechten auf der anderen. Das Debakel des völkerrechtswidrigen Angriffskriegs der Amerikaner in Afghanistan (an dem sich auch Deutschland beteiligte) kommt natürlich on top.
Das lässt natürlich wenig gutes ahnen in der Ukraine, in der diverse problematische Tendenzen schon vor dem Einmarsch der Russen zu beobachten waren. Es ist nämlich keineswegs garantiert, dass das von überbordender Korruption belastete Land zu einer stabilen und rechtsstaatlichen Demokratie werden wird, falls Russland in zehn Jahren (so lange hat das in Afghanistan gedauert) aus dem Land gejagt wird.
Und was in diesem Fall mit Russland passiert ist auch offen, ein Bürgerkrieg oder Zerfall oder auch nur Instabilität würde sehr wahrscheinlich dafür sorgen, dass es viele neue Atommächte gibt oder ganz neu: Atom-Warlords.
Man sollte auch nicht vergessen, dass Putin und seine Vertrauten aus jenem ineinander verflochtenen Graubereich aus Geheimdiensten und Organisierter Kriminalität entstammen (seinerzeit noch sehr bejubelt im Westen). Was zum Teil auch die Vorgehensweise Russlands im Krieg erklärt. Dieser Apparat hatte nun 20 Jahre Zeit zu wachsen und zu gedeihen und hat eben Zugriff auf diverses Kriegsspielzeug. In so einem Umfeld wird es sicher keine Demokratisierung geben.
Zudem bildet sich gerade mit China ein neues altes Machtzentrum, das von so einem russischen Mafiastaat sicher perfekt ergänzt würde.
Die Aussichten sind für die Ukraine und die Welt leider eher trübe.