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mehr als 1000 Beiträge seit 06.03.2022

Diese Mitechuld

...Auch wenn die EU sich gerne im Gewand der entrüsteten moralischen Unschuld präsentiert, so trägt sie doch eine Mitschuld daran, dass es in Europa wieder einen Krieg gibt...

Die Mitschuld dürfte kaum bestreitbar sein, außer von denjenigen, die ohnehin für alles und jedes Russland oder Putin persönlich verantwortlich machen (wahrscheinlich sogar das Wetter). Und natürlich den bezahlten Propagandisten/-innen. Mit denen erübrigt sich dann ohnehin jede ernsthafte Diskussion hierüber.

Die Frage des Ausmaßes der Mitschuld bietet allerdings noch durchaus Raum für Erörterungen. Und die zugrunde liegende Motivation für eine derart eskalative (oder meinetwegen auch "auf Krawall gebürstete") Politik.

Es dürfte zu simplifizierend sein, das nur den relativ isolierten Aktionen einiger weniger Akteure und Actricen zuzuordnen. Egal ob sie nun Barroso, Baerbock, Kaczyinski oder sonstwie heißen. Die einfache Formel "Männer (und Frauen auch) machen Geschichte" dürfte hier kein ausreichendes Erklärungsmuster sein. Ebensowenig die politischen Akteure Putin und Selenskyi als isolierte Parameter, die im Rahmen dieser Fragestellung als weitgehend uninteressant aussen vor bleiben können.

Interessanter dürfte in diesem Zusammenhang eine Analyse des "Zeitgeistes" und psychologisch zu beobachtender Trends sein, ohne sich jedoch gleich exklusiv auf eine psychohistorische Sichtweise zu fokussieren. Ein brauchbarer Ansatz dazu könnte beispielsweise das Erstarken rechtspopulistisch-netionalistischer Kräfte in weiten Teilen Europas sein. Das in Teilen sogar wie eine Art protofaschistische Renaissance wirkt.

Festzumachen etwa an der überhöhten Glorifizierung der Ukraine und dortiger Akteure unter Ausblendung durchaus problematischer Tendenzen. Etwa den Personenkult um Bandera, um nur ein Beispiel zu nennen. Und Hand in Hand gehend mit einem völlig überzogenen Bellizismus der manchmal schon geradezu lächerlich wirkt. Und Diffamierung und Ächtung jener (gerne auch medial), die sich zu offenem Dissens mit dieser Einstellung bekennen.

Das hat in den wenigsten Fällen noch etwas mit einem produktiven oder auch nur zielführenden Diskurs zu tun. Sondern es wirkt oft so, um eine physische Analogie zu bemühen, wie die Brust herausstrecken, die Ellenbogen ausfahren und breitbeinig polternd den Raum betreten. Vermischt mit einer Prise Großmannssucht und "Wir sind wieder wer", um die eigene relative Bedeutungslosigkeit zu überspielen. (Oder, im Falle ausgewählter politischer Akteure und -tricen, vielleicht auch nur grundlegende charakterliche Defizite.) Reines Balz- und Imponiergehabe. Für das man selbst in den wenigsten Fällen ( besonders als Politiker/-in) die Konsequenzen tragen muss.

Das könnte auch einer der maßgeblichen Gründe dafür sein, warum der globale Süden auf Distanz geht. Weil das mit ziemlicher Sicherheit dort von einigen als typisches "Kolonialherrengehabe" empfunden wird. Was man ihnen, bei einem Quentchen Kritikfähigkeit, auch absolut nicht übel nehmen kann.

Und besonders in Deutschland, mehr als in anderen europäischen Ländern, wirkt es oft so, als hätte sich der geballte politisch-mediale Komplex dem verschrieben. Was allerdings auch der spezifischen deutschen Medienlandschaft (und ihren Abgründen) geschuldet sein könnte.

Auf die spezifische Rolle, welche die, bzw. einige osteuropäische Staaten dabei auch noch spielen, will ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen, das würde hier den Rahmen sprengen. (Und wäre ohnehin eher etwas für eine gründliche und quellenkritische wissenschaftliche Arbeit.)

Wer jedenfalls jegliche europäische (bzw. EU-) Mitschuld und Beteiligung an der nun eingetretenen Situation ernsthaft leugnet (abgesehen vielleicht von denjenigen, die rein finanzielle Motive haben), glaubt und vertritt wahrscheinlich auch die Stories von der "Auschwitz-Lüge", den "weapons of mass destruction" des Iraks oder daß die Apollo-Mondlandung im TV-Studio gefakt wurde.

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