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  • FIAE-Flix

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Re: Laut Zeihan greift Russland als nächstes die NATO an

void2void schrieb am 09.07.2023 17:29:

Zeihans Analysen sind ganz gut, was die Haupttrends betrifft, sind aber natürlich oft überspitzt und auf Schlagzeilengewinnung hin optimiert. Sein Analysenansätze als Geograph sind interessant.

Es könnte schon sein, dass Putin (nicht Russland!) gerne die NATO in die Grenzen zur Zeit der Sovietunion zurückdrängen möchte, ich glaube er könnte es nicht schaffen, einmal aufgrund des Bevölkerungsrückgangs in Ru (Zeihan) und aufgrund der geringeren Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Westen. Wirtschaftsmacht gewinnt Kriege. Ausserdem würde er einen Angriff auf ein NATO Land nicht wagen, so lange er noch einigermassen rational agiert.

Da sind wir einer Meinung - nur dass es noch mehr Leute dort gibt, die gerne die Grenze verschieben würden. Für den normalen 08/15 Russen dürfte das aber absehbar eher kein relevantes Thema sein, hoffe ich zumindest. Zeihans Argument warum man es trotzdem versuchen könnte ist letztlich gerade wegen genannten Aspekten "jetzt oder nie".

Mir ist es wichtig zu betonen, dass die öffentliche Diskussion, die viel zu primitiv verengt stattfindet, differenzierter wird. Zur Zeit kann man in den Leitmedien bei vielen Themen entweder nur Ukrainefreund oder Putinversteher sein, allerdings ist die Wirklichkeit komplexer und es gibt mehrere Bewertungsdimensionen. Schwarz-Weiss Denken hilft nicht weiter.

Zweifelsohne, die Welt ist grau. Problematisch wird es halt in meinen Augen, wenn man z.b. durchaus vorhandene Mißstände in der Ukraine oder kritikwürdige Taten der USA heranzieht, um etwa die aus meiner Sicht gebotene Hilfe zu untergraben. Darüber spricht man deshalb wohl wirklich lieber danach. Wenn es irgendetwas gibt was international Konsens sein sollte um Krieg zu verhindern, dann dass die Weltgemeinschaft einem Land beisteht welches zum Zweck der Expansion von einem dritten überfallen wird.

Nur weil ich die wohlbekannte langjährige schädliche skandalöse aussenpolitische Rolle der Politelite der USA kritisiere (zB Vietnam, Nicaragua, Kuba, Chile, Iran, Venezuela, Irakkrieg, Wiedereinführung der Folter, Betrieb von Black Sites, Guantanamo Bay usw), heisst nicht, dass ich USA Feind bin, oder gegen die Ukraine. Ich bin auch kein Feind "der Russen", oder "der Chinesen". Ixh bin auxh kein Gegner Deutschlands oder der EU, wenn ich die Politik kritisiere. Es gibt überall unterschiedliche Kräfte und Interessen, auch zwischen Verbündeten.

Sehe ich auch nicht automatisch so und ich kritisiere meinerseits diese Dinge ebenso, wenn das momentan auch etwas in den Hintergrund rückt.

Ich bin allerdings gegen eine Aufrüstung der Welt und eine Teilung in zwei feindliche Blöcke, so wie in den schlimmsten Zeiten des Kalten Kriegs, den ich auch als Soldat miterlebt habe.

Nun ja so habe ich mir die Zeit nach dem kalten Krieg auch nicht vorgestellt. Andererseits basiert der ganze Gedanke warum sich das mal geändert hat letztlich auf Wandel durch Handel - wenn aber der Wandel seit geraumer Zeit eher in die falsche Richtung abläuft, dann darf man die sinnhaftigkeit der Idee hinterfragen. Die USA oder EU handeln hier letztlich rational, da ja auch der Ton aus dem Kreml immer feindseliger wurde. Und ja, für die USA gilt das gleiche wenn China die verhasste US Dominanz abschaffen will. Da braucht man keine Begeisterung erwarten.

Was die Pipeline betrifft, ist es IMHO am wahrscheinlichsten, dass es die Ukraine mit Erlaubnis und/oder Hilfe der USA waren. Ich glaube tatsächlich, dass die USA (dh die Neocons die hinter dem leicht dementen Biden agieren) die grösste Gefahr für den Weltfrieden darstellen, grösser als Russland, grösser als China. Die USA müsdten sich von ihrem Politikmodell basierend auf absoluter militärischer Überlegenheit aufgeben. Das werden sie wahscheinlich nicht tun.

Also ich tippe anhand der Erfahrungen während des und erst recht vor dem kalten Krieg ja eher nicht drauf, dass die Welt grossartig friedlicher wird, wenn sich 2,3 militärisch ähnlich potente Machtblöcke gegenüberstehen.

Wir vergessen auch oft, dass gleichzeitig zahlreiche "Spezialoperationen" auf der Welt ablaufen, in die wir teilweise involviert sind.

Ja da gibt es sicher auch einiges dran zu kritisieren.

Die "Spezialoperation zur Verschiebung der eigenen Landesgrenzen" hat allerdings einen ganz besonderen Geschmack, noch jenseits dieses Aspekts. Hier greift eine Nuklearmacht eine "quasi Ex-Nuklearmacht" an, entgegen der Sicherheitsgarantien die diese erst zum Verzicht auf diese Waffen bewogen haben. Was ist denn wohl das Signal für den Rest der Welt, wenn das erfolgreich und "ungestraft" verläuft? Also jegliche Idee von atomarer Abrüstung wäre dann offensichtlich toter als tot, man dürfte eher einen Run auf Atomwaffen erwarten.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (09.07.2023 20:25).

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