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  • teutolith

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Re: Alle Perspektiven sind irgendwie einseitig - notwendigerweise?

kemmerich schrieb am 10.07.2023 08:05:

a) Geht es um die Machtbalance zwischen Russland und dem "Westen"? Das wäre gut nachvollziehbar, denn Staaten - insbesondere Großmächte und solche, die sich dafür halten - haben traditionell ein Interesse daran, ihre Einflussbereiche zu halten - erst recht diejenigen, die vor ihrer Haustür liegen. Da geht's dann leider nicht um Moral oder Völkerrecht, was enttäuschend unschön, aber nichts spezifisch Russisches ist. Gemäß dieser Logik war die Osterweiterung der NATO, die einige ranghohe westliche Politiker, Militärstrategen, Diplomaten, Berater und Journalisten problematisch bis hochproblematisch sahen, tatsächlich ein großer Fehler;

Die NATO-Osterweiterung kann nicht der Grund sein. Die Ukraine ist nicht in der NATO, und ein Beitritt war auch nicht abzusehen. Rußland hat 2014 den Kleinkrieg in der Ukraine begonnen, um sie zu destabilisieren, danach stand die Neutralität der Ukraine noch für fünf Jahre, bis 2019, in ihrer Verfassung. Sowohl Poroschenko als auch Selenskyi waren bei ihrem Amtsantritt für die Neutralität und begannen erst durch die ständigen russischen Übergriffe, umzudenken.

Rußland hat seine Truppen von der finnischen Grenze abgezogen und sie in die Ukraine geschickt. Die nicht in der NATO war und ist, um das mal zum 137. Mal zu wiederholen, in der Hoffnung, daß es irgendwann mal Klick macht. Die Bedrohung durch die NATO ist ein russischer Propaganda-Popanz. Die russische Armee ist schwach wie seit Jahrzehnten nicht, und trotzdem versucht die NATO noch immer, mit einem "Balanceakt" zögerlicher Hilfe, jede direkte Verwicklung in den Krieg zu vermeiden.

Rußland ist schon lange keine Großmacht mehr. Putin trauert den alten Zeiten nach - das ist sein Kriegsgrund. Einen irgendwie sinnvoll zu begründenden Anspruch auf eine "Einflußzone" in einem souveränen Nachbarstaat gibt es nicht. Und schon gar keinen auf gewaltsame Auslöschung eines Staates und einer Kultur.

Inzwischen ist das "Gründungsdokument" von Wagner im Netz aufgetaucht. Ich habe es noch nicht gesehen, aber man kann ihm wohl entnehmen, daß die Söldnertruppe mit dem Ziel der gewaltsamen Destabilisierung der Ukraine gegründet wurde. Nix mit "Volksaufstand" der Russischstämmigen im Osten der Ukraine - was Girkin, Prigozhin und andere gesagt haben, stellt sich nach und nach als wahr heraus. Soviel zu den Informationen, die wir angeblich nicht haben.

"The document reiterates that Wagner’s founding principles are to fight Russia’s war in Ukraine in loyal service to Russian President Vladimir Putin and “the Russian nation.”"

https://www.understandingwar.org/backgrounder/ukraine-conflict-updates
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