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Avatar von auf_der_hut
  • auf_der_hut

mehr als 1000 Beiträge seit 07.05.2008

Re: It takes two to tango...

Wir müssen bedenken: Die NATO befindet sich in einem (Stellvertreter-) Krieg mit Russland zum Vorteil der USA und zum Nachteil der EU und der Ukraine.

Das kann man auch anders sehen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Krieg auf dem Territorium der EU stattfinden würde, wenn nicht die Ukraine dazwischen läge. Russland hat diese Auseinandersetzung gesucht, weil sie im Denken von Putin (und vielleicht auch in den Köpfen einiger Strategen in den USA) unausweichlich ist. Seine Ziele gehen über die Ukraine hinaus, umfassen zumindest Teile Osteuropas und das Baltikum.

Es gibt also eine weitgehende Interessengleichheit zwischen der Europa und den USA: nämlich Russland in seine Grenzen von vor 2014 zurückzudrängen und sein Offensivpotenzial zu neutralisieren, dabei aber den Krieg auf die Ukraine zu begrenzen und die Ukraine nicht so weit aufzurüsten, dass sie zu einer Bedrohung Russlands wird.

Für die USA ist entscheidend, Europa gegen China an seiner Seite zu halten und den Ukrainekrieg zu "europäisieren", um wieder Handlungsfreiheit zu gewinnen.

Die USA und die EU verfolgen letztlich ähnliche Ziele in der Ukraine. Das Konzept, das vor allem Deutschland unter Merkel verfolgte, nämlich den Prozess der Ablösung der Ukraine von Russland und der Anbindung an den Westen mit Rücksicht auf Russland zu verzögern ist seit 2022 Makulatur und alle (mit wenigen Ausnahmen z.B. Orban) sind jetzt auf die amerikanische bzw. osteuropäische Linie eingeschwenkt. Die Ukraine wird Teil des Westens oder sie wird aufhören zu existieren.

Beide, die USA und Europa, wurden vom Abwehrerfolg der Ukraine und der Schwäche der Russen überrascht. Der Westen hat die günstige Gelegenheit genutzt, den Kriegsschauplatz für die plötzlich unvermeidlich erscheinende Auseinandersetzung mit Russland ein paar hundert Kilometer nach Osten zu verlagern und dabei keine eigenen Soldaten zu opfern.

Alle Beteiligten (außer vielleicht der Ukraine selbst) haben größtes Interesse daran, den Konflikt nicht über die Grenzen der Ukraine hinaus auszudehnen. Weder Russland noch der Westen gehen All-in. Die Politik wartet ab, wie die Dinge sich auf den Schlachtfeldern entwickeln. Darauf wird sie dann reagieren - alles was vorher darüber gesagt und geschrieben wird ist irrelevant. Überraschungen sind dabei jederzeit möglich, wie zuletzt der Prigoschin-Putsch gezeigt hat.

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