Einmal hatte ich mein Auto als verloren gemeldet, aber die Story war (leider zugegebenermaßen) so wirr (und der diensthabende Polizist , dass ich zur Aussage ins altehrwürdige Hauptgebäude weitergeleitet wurde, wo sich ein gemütlicher, sehr freundlicher und offensichtlich über den neuen Fall hocherfreuter Staatsbediensteter meine Angaben akribisch zu Protokoll nahm. (Und auch über alles Notwendige hinaus noch nachfragte usw.) (Wochen später stellte sich heraus, dass ich einfach nur vergessen hatte, das Auto in einem Nachbarstadtteil abgestellt zu haben.)
Aber vielleicht ist es gut, dass die Polizei in ihren Nischen noch solche "Trottel" und "Sesselfurzer" hat, solche Bürokraten. Das macht die Polizeiarbeit ja auch menschlich und rund. Der Jungspund auf der Wache war jedenfalls zu ungeduldig dafür, die Anzeige aufzunehmen.
Es muss auch nicht alles neoliberal verschlankt werden. Die Gesellschaft braucht auch gutmütige akribische Bürokraten in der Polizei. Ja, warum denn nicht? Soll man diesen Typen ungenutzt lassen? Er war ja auch glücklich mit seiner Arbeit. Auch solche Leute braucht die Gesellschaft.
Anders als in Leiharbeitsbuden mit ihrem Hire and Fire, den unmöglichen Arbeitsbedingungen und mit scharfem Leistungsdruck kann die Polizei offensichtlich ordentliche Jobs bieten, und das ist auch gut so.
– Was mir in den letzten Jahren bei der Polizei besonders aufgefallen ist, sind ihre offenbar stark zugenommene Schlagkraft, Zahl und Ausrüstung.
Selbst bei Fehlalarmen kommen die oft gleich mit mehreren Wannen, sind schnell da und sind für den körperlichen Einsatz deutlich zweckmäßiger ausgerüstet als früher noch. Das ist ja inzwischen schon eine richtige Kampfmontur, 0,4 Liter Pfefferspray griffbereit, Schlagstock, Schusswaffe, Handschellen, schnittsichere Kleidung und alles.
Die beiden Fälle, die ich mitgekriegt hatte, waren beide Fehlalarme. Das eine war eine ansatzweise Prügelei, bei der aber niemand zu Schaden kam, und wo sich der Schwarze und der Weiße schon bald wieder vertrugen. Die Polizei war schneller da, als ich eine Zigarette geraucht hatte, und mit knapp 20 Einsatzkräften. Offenbar hatte man "Rassenunruhen" ;) befürchtet.
An dieser Stelle handelt es sich wohl insbesondere um politische Forderungen an die Polizei, die teilweise auch aus der Bürgerschaft kommen. Aber dafür ist dann Geld da; das muss ja beachtet werden beim Thema "Kaputtsparen".
– Die Cannabis-Razzien hier im Park, von denen ich die beiden größten miterleben durfte, waren mit mir zuvor unbekanntem Aufwand betrieben worden, aber außer in der Drohwirkung hatten sie keinen konkreten Nutzen, da dabei wohl niemand festgenommen worden war.
Auch dort werden politische Ziele verfolgt, und das kann dann auch kosten.
– Und dann der Handtaschenräuber mit dem (nicht eingesetzten) Teppichmesser, wie ich am nächsten Tag erfuhr. Drei Polizeiwagen waren rasant unterwegs plus – ebenfalls mit Karacho – sogar eine Zivilstreife.
Das nenne ich Schlagkräftigkeit.
– Ja, und dann noch die Demos oder Aufstände von Subkulturen: Vor 20 Jahren war da vielleicht ein kleiner Wasserwerfer dabei und ein Räumfahrzeug, aber heute hat das andere Dimensionen, und auch schon militärische Züge. Eine Demo habe ich in den letzten Jahren selbst erlebt, wo vielleicht hunderte von Einsatzfahrzeugen in den Straßen geparkt waren, wo die nur im Korso rumfuhren, darunter gepanzerte Fahrzeuge, die Wasserwerfer größer als jedes Fahrzeug, das ich zuvor gesehen hatte, überall tausende von Polizisten in Kampfmontur.
Sehr eindrucksvoll. Für mich hatten sie sich ja nicht interessiert und versuchten alle und ständig, den Blickkontakt zu allen vorbeischauenden Bürgern zu vermeiden und keinen Anlass für Anfeindungen zu geben.
– Und dann kommt ja noch dazu (das habe ich selbst aber noch nicht erlebt, aber im Fernsehen gesehen, und ja: aus D.), dass normale Polizisten inzwischen manchmal sogar Maschinenpistolen tragen, um irgendwelche Großveranstaltungen zu schützen.
Insgesamt ist daher mein persönlicher Eindruck, dass die Polizei eigentlich doch sehr gut aufgestellt und ausgerüstet ist.