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mehr als 1000 Beiträge seit 13.01.2000

Die Palermo-Skala

Natuerlich, die Palermo-Skala. Wieder wird uns erbarmungslos
der Spiegel vors Gesicht gehalten, und uns verdeutlicht,
dass sich Ursache und Wirkung hartnaeckig weigern, auch
durch die raffinierteste aller Haarspaltereien einfach in
Wohlgefallen aufgeloest zu werden - quasi wie ein boeser
Traum zu verpuffen, wenn wir nur beschliessen, erwachen zu
wollen.

Und was passiert ? Der wuetende Protest bleibt natuerlich
aus. Allenfalls ein zoegerlich-fragender Zwischenruf mag
vereinzelt erklingen, nur um schnell wieder im
wohlstrukturierten Alltagstrott vergessen zu werden. Wieso
akzeptiert man das Ausbleiben der Kritik am Unausweichlichen
mit dem feigen Gleichmut eines wohlgesitteten Rudels von
Lemmingen ?

So ziehen wir uns lieber vorsichtig in die Sicherheit der
Allgemeinplaetze zurueck - im Vertrauen auf unsere Hoffnung,
dass es ja wohl doch nicht so schlimm kommen wird, kommen
kann, kommen _darf_. Nur, was ist, wenn der Schutzengel der
Lemminge gerade verhindert ist ? Oder einfach, tief in
Lethergie versunken, erst einmal abwartet ?

Dass uns der an die Wand gemalte Teufel schon lange seine
Kehrseite entgegenreckt um obszoen damit zu wackeln, wird
offenbar als bekannt vorausgesetzt und scheint keiner
weiteren Diskussion wuerdig. Warum sollte die Erde auch
runder sein als das wohlvertraute Brett vor dem eigenen
Kopf ? Die Sicht ist gut, und Horizonte sind etwas fuer
Tagtraeumer.

Also wird die Palermo-Skala zum sinnbildlichen Produkt der
objektiven Rationalisierung des Unfassbaren, und somit zum
letzten Monument des heroischen Widerstandskaempfers, dessen
Prioritaeten es ihm leider nicht erlauben, sich zu mehr als
einem hastig hingekritzelten "bin gleich wieder da" zu
verpflichten, waehrend er zwecks Deutung des Kleingedruckten
davonhastet. Und jeder sieht ein, warum das plausibel ist,
und tritt hoeflich beiseite.

- Werner
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