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  • kemmerich

mehr als 1000 Beiträge seit 11.02.2020

Die Warum-Frage ist eigentlich nicht so schwierig

Die Frage ist nur, warum wir bei diesem speziellen Grippe-Virus bereit sind, einen in der Geschichte der Bundesrepublik einmaligen volkswirtschaftlichen, menschlichen, kulturellen und politischen Schaden anzurichten, um die Grippe einzudämmen - und ob diese politische Praxis sich verstetigen soll.

Weil dieser spezielle Grippe-Virus - und das ist ja wohl schon seit Wuhan klar, wurde aber seither auch in der ganzen Welt beobachtet - bei Nichtstun so viele Menschen auf einen Schlag ernsthaft krank macht, dass sich die Intensivstationen rasch füllen würden und bald darauf die Kapazität des Gesundheitssystems nicht mehr mithalten könnte. Der menschliche, kulturelle und politische Schaden wäre ebenfalls einmalig. Eine Gesellschaft lebt u.a. von Normen und Werten; Bilder von auf Krankenhausfluren sterbenden Patienten, Kühllaster vor den Krankenhäusern und immer häufigere Berichte über Triagen würde das Selbstverständnis dieser Gesellschaft nachhaltig demolieren. Wir halten uns nicht nur für technisch hoch entwickelt, sondern vor allen Dingen für zivilisiert - danach vielleicht nicht mehr.

"There is no such thing as society", lautet das berühmte Wort Magaret Thatchers. Diese grundfalsche Annahme ist für den derzeit herrschenden Neoliberalismus konstitutiv, was vermutlich erklärt, warum sie in so vielen Köpfen herumspukt, bei der Agenda 2010 Pate stand, 2015 bei Flüchtlingspolitik-Kritikern beliebt war und heute die Coronamaßnahmen-Kritiker maßgeblich treibt.

Beispiele: Man kann das Problem Arbeitslosigkeit aus allen Kontexten lösen und allein die Arbeitslosen für ihre missliche Lage vollumfänglich verantwortlich machen; man kann die Grenzen schließen und sie mit Waffengewalt gegen Hunderttausende bereits in Europa gestrandete Flüchtlinge verteidigen; man kann der Covid-Risikogruppe FFP2-Masken schenken und Altenheime besser abschirmen, damit die anderen ihr Leben genießen können.

Nein, kann man nicht. Wir leben in einer Gesellschaft und nicht jeder für sich allein. Wir leben von und mit dieser Gesellschaft. Im Zusammenhang mit Covid19 bedeutet das:

Bei ca. 30% der Bevölkerung, die sich zur Risikogruppe zählen muss (und das sind eben nicht nur Alte), wird es mit oder ohne Maßnahmen zu dem erwähnten "volkswirtschaftlichen, menschlichen, kulturellen und politischen Schaden" kommen - denn die werden sich mehrheitlich dem öffentlichen Leben, dem Konsum und dem Kontakt zu anderen so gut entziehen wie möglich, um Covid19 zu entgehen. Möglicherweise wird der Schaden durch die politischen Maßnahmen sogar noch begrenzt, weil Handeln Vertrauen schafft, Nichthandeln Angst.

und ob diese politische Praxis sich verstetigen soll

Nein, der Impfstoff steht kurz vor der Zulassung. Und nur der wird das Problem lösen.

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