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mehr als 1000 Beiträge seit 21.01.2015

Noch ein Nachtrag zum Thema "negative Folgen eines Artikels"

"Diese Argumentation wurde teilweise in die Ecke der Corona-Verleugnung gestellt. Ich möchte die Kommentator/innen zunächst darauf hinweisen, dass solche Zuschreibungen langfristig zu einer nachhaltigen Schädigung von Wissenschaft führen. Ich kenne viele Wissenschaftler/innen, die sich nicht trauen, ihre Einwände gegen die Corona-Maßnahmen öffentlich zu äußern oder auch nur Alternativen anzudeuten, weil man sofort in eine Ecke mit Faschisten gestellt wird - was für Wissenschaftler/innen problematisch ist. Wissenschaftler/innen verkündigen im Regelfall auch keine Wahrheiten, sondern sie stellen Deutungen und Denkkonstrukte zur Diskussion - das gilt übrigens auch für die Mathematik, auch wenn dort die Diskussionskreise traditionell eher klein sind."

Aber das ist doch nichts Neues, dass Artikelschreibende oder Interviewte oft kritisiert, manchmal hart angegangen oder sogar verleumdet werden. Nur hat es bis vor kurzem eigentlich selten interessiert, erst seit einiger Zeit wird das, gerne auch im Zusammenhang mit Forderungen nach Klarnamenspflicht oder ähnlichem, thematisiert.

Es ist natürlich mehr als unschön, wenn man mit einer Verleumdung leben muss, aber:
ein Artikel führt nun einmal zu unterschiedlichen Rezeptionen. Diese kann letztendlich jeder für sich selbst bestimmen und dies führt durchaus auch einmal zu ngativen Aspekten für den Schreibenden oder Interviewten. Dass es da auch Hass und Fanatismus gibt, ist klar.

"Coronaleugner" ist letztendlich aber eine Wahrnehmung und, so bitter es ist, mit einer solchen muss man leben, wenn man sich öffentlich äußert. Ein "ich darf zwar alles Mögliche schreiben, aber wer mich dann als X rezipiert, der soll sich doch bitte zusammenreißen weil sich das so negativ auswirken könnte" ist für mich ähnlich wie das beliebte "wer hier aus Daumenrunter klickt, hat sowieso keine Ahnung", es ist eine Art Schutzschild um sich vor Folgen zu schützen. Das funktioniert aber nicht.

Sich öffentlich zu äußern erforderte schon immer Mut und hat schon immer auch bei manchem zu schlimmen Folgen geführt, wird aber manchmal dann auch wieder gerne gesehen (wenn der Coronaleugner seinen Job verliert, würde so mancher doch nur sagen "recht so").

Deutungen und Ideen führen immer zu harschen Diskussionen und auch zu Rezeptionen, die einem nicht gefallen - dies ist eine Binsenweisheit. Insofern halte ich solche Satzkonstrukte wie den Obigen schlicht und ergreifend für die Suche nach einer Art automatischer Rüstung --- man will zwar die Vorteile des öffentlichen Äußerns in Form von Geld, ggf. mehr Aufmerksamkeit, ggf. dann auch wieder mehr Einladungen zu Debatten usw, aber die Nachteile sollen doch bitte ausbleiben. So funktioniert es nicht, weder für Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Musiker, Schauspieler, Privatpersonen...

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