zuler_tnak schrieb am 14.11.2020 09:32:
Re: Als jemand der selber mit PCR arbeitet, kann ich nur sagen:
"Schuster, bleib bei Deinen Leisten"
Jeder, der sich etwas mit genetischen Methoden auseinandersetzt, weiß, dass man anhand von Mutationen (Änderungen von einzelnen Basenpaaren), die bei der Übergabe an einen neuen Wirt passieren, ich die Fortpflanzung rekonstruieren kann eines Virus (oder überhaupt eines Organismus, auch wenn er in der Umwelt ohne Wirt vorkommt). Dafür brauche ich nur zunächst das Genom mit PCR zu multiplizieren und dann zu sequenzieren (bei den Tests schaut man nur auf bestimmte Abschnitte).
Genau dazu gibt es auch schon lange Projekte, auch für SARS-CoV2 (https://nextstrain.org), anhand der man die Ausbreitung nachvollziehen kann, und die Methode wurde auch in Deutschland verwendet, um den Webasto-Cluster und die Transmissionsdynamik aufzuklären.
Böhmer, M. M., Buchholz, U., Corman, V. M., Hoch, M., Katz, K., Marosevic, D. V., Böhm, S., Woudenberg, T., Ackermann, N., Konrad, R., Eberle, U., Treis, B., Dangel, A., Bengs, K., Fingerle, V., Berger, A., Hörmansdorfer, S., Ippisch, S., Wicklein, B., … Zapf, A. (2020). Investigation of a COVID-19 outbreak in Germany resulting from a single travel-associated primary case: A case series. The Lancet Infectious Diseases, 20(8), 920–928. https://doi.org/10.1016/S1473-3099(20)30314-5Was ich mich prinzipiell frage: Warum man das nicht mal in einer Kleinstadt gemacht hat, da hätte man genau gewusst, wer wen angesteckt hat und hätte das rekonstruieren können. OK, wäre natürlich recht teuer.
Dass wir nicht wie immer wieder behauptet exponentielles Wachstum haben (das ist bei den Modellprojektionen, die zum Teil 400,000 Infizierte bis Weihnachten angeben), ist in der Tat kritikwürdig - schaut man den Nowcast an, sieht man sehr gut, dass ab Mitte Oktober das Wachstum schon wieder abnahm.
Ist also eher klar logistisch, weil eben nicht jeder mit jedem im Austausch steht in der Gesellschaft usw. usf.
D.h. um das Abschwächen des Wachstums zu erklären, brauche ich keine Annahme einer Immunität, es ergibt sich fast logisch, dass es eine "Decke" von täglichen Fällen gibt. (natürlich gibt es aber Kreuzimmunität, dazu gibt es ja entsprechende Veröffentlichungen)
"wäre recht teuer" - Du sagst es, allerdings vgl. mit 5 Milliarden f. Kampfflugzeuge wäre es überhaupt nicht teuer, d.h. es kommt wie immer auf die Relation an und die aktuelle Corona-Lage demonstriert nur viel deutlicher wie "schief" diese Relation von vielen "Entscheidern" gesehen wird. Es ist nun mal sehr viel billiger zu versuchen etwas auszusitzen (hat schon Kohl über Jahrzehnte bewiesen) und dann ist es sehr viel billiger Auswirkungen immer auf das schwächste Glied abzuschieben und dann bekommen solche "Entscheider" fast schon automatisch die Ausrede "alternativlos" geliefert, weil die angeblich auf einmal aufgetretenen Sachzwänge keine andere Lösung zulassen. So auch mit einem, leider immer noch möglichen, kompletten "Lockdown", weil die Infektionszahlen sonst selbst dazu führen.
Wenn man allerdings mitbekommt, dass z.B. in Ministerien problemlos längst Luftfilteranlagen installiert wurden und wie bei angeblich zu knappen Infektionstests auch eine Frau Merkel schnell 3mal innerhalb weniger Tage getestet werden kann .... -- da könnte einem schon der "Kamm schwellen". Nicht zu vergessen die vielen wiederholten Tests für die ?Vorzeigesportler, d.h. damit der Teil von "Brot+Spiele", wenn auch ohne große Zuschauermengen vor Ort, wieder läuft. Ich wette fast, wenn man den typischen 08/15-Bürger mit seinem Fußball-Faible fragt, dann ist der mit diesem zusätzlichen Aufwand voll zufrieden und würde sogar noch mehr fordern um sich am wöchentliche Spektakel zu ergötzen....
.... teuer ist also sehr relativ, und wer am Boden im Verkehrsstau steckt, der soll doch fliegen ...