Es ist richtig, dass rechtzeitiges Handeln unterm Strich günstiger wäre. Falsch ist aber die implizite Behauptung, wirksames Handeln würde nicht zu einer schrumpfenden Wirtschaft führen. Wirksames Handeln wäre ja, die CO2-Emissionen drastisch zu senken, und das geht nur, wenn man auf fossile Energie weitgehend verzichtet.
Nun ist es aber so, dass Energie absolut zentral für eine Wachstumswirtschaft und fossile Energie viel günstiger als erneuerbare Energie ist; denn Öl, Gas und Kohle kann man einfach aus dem Boden holen, leicht transportieren und dort verfeuern, wo man's gerade braucht. Zudem ist die Energiedichte der Fossilen extrem hoch - einfach perfekt. Es ist kein Wunder, dass der moderne Kapitalismus mit Wachstum pro Kopf und Massenwohlstand mit der Ausbeutung des "natürlichen Akkus" seinen Anfang nahm.
Erneuerbare Energie hingegen muss man mühsam einfangen und unter schmerzlichen Verlusten in schwierig zu handhabenden Wasserstoff umwandeln oder - noch problematischer - in Akkus speichern. Es ist völlig offensichtlich, dass man unsere an und mit fossilen Energieträgern gewachsene Wirtschaftsform damit nicht länger aufrechterhalten kann. Genau deshalb tut sich bei der Energiewende auch nichts.
Die Wahl lautet also: Wollen wir jetzt schrumpfen (und zwangsläufig Abschied vom Kapitalismus nehmen, den es ohne Wachstum nicht geben kann), oder wollen wir das erst dann tun, wenn uns keine andere Wahl mehr bleibt?
Die erste Option ist natürlich klar besser. Wir würden die Schrumpfkur noch einigermaßen kontrolliert durchziehen können, d.h. nach Kräften sozial abgefedert und so geordnet wie möglich; wir würden gesellschaftliche Verwerfungen bis hin zum Zivilisationsbruch vielleicht noch verhindern können und an klimatischen Kipppunkten vielleicht so gerade noch vorbeikommen. Die zweite Option ist aber leider die wahrscheinlichere. Niemand will das Leben, das er kennt, aufgeben. Zumal ja klar ist: So schön wie heute wird's nicht mehr werden, lange nicht.