Monata (1) schrieb am 25.07.2022 10:02:
Das sind die Fachkräftesorgen der Arbeitgeber. Wenn Du Dich mit dem Golf 7 auskennst, suchen die aber Experten für den Golf 8 usw.
Die allgemeine Tendenz ist die zum billigen Facharbeiter. Früher war es den Chefs klar: Wenn man jemanden einstellt, auch und gerade wenn er hochqualifiziert ist, dann dauert es ein paar Monate um ihn einzuarbeiten, alles beizubringen, was jobspezifisch an Know-How notwendig ist, ihn ins Team zu integrieren. Und dann bezahlt man ihn anständig, denn eben, es kostet ja auch wieder viel Geld, ihn zu ersetzen
Dann kamen all die Dampfplauderer der verschiedenen Beraterfirmen. Die haben den Chefs erzählt, dass der einzige unersetzliche Mitarbeiter in der Firma der Chef ist, dass nur er Know-How-Träger ist. Dass man nur monate- bis jahrelange QS-Projekte braucht, um jeden Prozess so genau auf Papier zu beschreiben, dass man dann jederzeit praktisch jede beliebige Person von heute auf morgen durch eine andere ersetzen kann. Fachleute mit erarbeitetem Know-How sind seither suspekt, denn erarbeitetes Know-How heisst Abhängigkeit des Arbeitgebers. Also stellt man lieber Leute ein, die bereit sind, sich an Prozessbeschreibungen zu halten, egal, was dabei rauskommt. Oder Leute, die genau das kennen, was die Firma gerade braucht, ohne die geringste Ahnung zu haben, was dieses "das" für die Firma eigentlich bringt oder bedeutet.
In der Realität funktioniert das natürlich nur bedingt. Man schmeisst die Know-How-Träger raus und ersetzt sie durch Papiertiger. Die praktizieren dann als Hauptjob das Umschichten von Papierbergen. Ab und zu erwischt man beim Einstellen versehentlich jemanden, der fachliches Know-How mitbringt und fähig ist, sich trotz der ungünstigen Bedingungen selbst einzuarbeiten. Diese wenigen Perlen im Kreis der Papierumschichter tun dann den eigentlichen Job, machen sich dafür kaputt, und gehören zumindest aus Management-Sicht dann ziemlich schnell zu den unbeliebten Mitarbeitern - denn die ziehen ja irgendwie die Arbeit und das Know-How auf sich, und "niemand", jedenfalls vom Management, versteht genau, was die da eigentlich tun.
Und dann meckert man herum, dass Fachleute fehlen, wenn man bedenkt, dass man genau diese Fachleute eigentlich gar nicht haben will, alles getan hat, um deren Wichtigkeit zu negieren, die Löhne zu senken und sie mobbt, sobald man sie hat.