Ansicht umschalten
Avatar von oldman123
  • oldman123

mehr als 1000 Beiträge seit 25.11.2003

Re: Steuerreform statt Rentenreform

Lyra schrieb am 25.07.2022 16:24:

Ich denke man sollte Firmen zwangsweise in die Hände der eigenen Angestellten geben, dann wird alles was an Gewinn anfällt am Ende jedes Monats direkt an die Arbeiter ausgezahlt und dann klappt das auch mit Rente, Sozialem und Fortschritt.

Das wurde im Osten nach der Assimilation der DDR mit Brecheisen, Krallen und Zähnen verhindert. Kein einziger Betrieb so weit ich mich erinnere wurde den Mitarbeitern übergeben oder für kleines Geld von der Treuhand verkauft. Hätte sich ja als Beispielprojekt herausstellen können - um Himmels willen.

Ein kleiner Ausflug in die Geschichte, falls es interessiert.

Viba Nougat (einer der besten der Welt ist eine der ganz wenigen Erfolgsgeschichten, wie ein DDR Betrieb überlebt hat. Aber nur weil ein "Wessi" sich mit einem "Ossi" zusammentat und durch das Gewirr der Treuhand kämpfen konnten.
https://www.mdr.de/geschichte/ddr/deutsche-einheit/treuhand/einhaeuser-nougatwerk-schmalkalden-die-investoren-100.html

Bei Simson (Mopedhersteller) wurde der Direktor von einem Ministerialpräsidenten im Wirtschaftsministerium mit seiner Idee das Werk zu modernisieren nach 10 Minuten vor die Tür gesetzt.

Noch heute hält sich der Mythos, die DDR Wirtschaft wäre am Ende gewesen. Sicher und auf keinem Fall mit der Wirtschaft der BRD zu vergleichen, was auch illusionär wäre. Niemand hätte verlangt, dass in den 80ern die Griechen oder Portugiesen die gleiche Leistungsfähigkeit gehabt hätten. Dabei hat sich besonders für viele DDR Unternehmen bemerkbar gemacht, dass nach der Wende der regionale Markt zusammenbrach, weil man sich auf alles stürzte was aus dem Westen kam. Viele Unternehmen die beim Staats Schulden hatten, sollten die in D-Mark bezahlen - aber eben ohne einnahmen - unmöglich.

Ein zweiter Genickbruch war, dass praktisch fast alle RGW Länder die Waren aus dem Osten in D-Mark/Devisen zahlen sollten bzw. auch die anderen Länder mit Kompensationsgeschäften. Drittens, die Treuhand war nicht daran interessiert die Unternehmen an die Beschäftigten zu übergeben. Die verscherbelten Unternehmen für einen Appel und ein Ei oder weniger - zzgl. Subventionen. Die wurden auch noch oft von Westunternehmen gekauft, Subventionen kassiert und kurz danach geschlossen, um den Ostmarkt für eigene Produkte zu bereinigen.
Das Armaturenwerk (Kombinat Magdeburg) in dem ich gearbeitet hatte wurde auf 450 Mio. D-Mark Grundmittelwert von der Treuhand festgelegt. Verkauft wurden die Kombinatsbetriebe für 4,5 Millionen, also 1% und der größte Batzen ging an die Babcock Oberhausen die dann 2002 Insolvenz anmelden musste.

Und gerade Anfang der 90er war die Wirtschaftslage in der BRD nicht rosig und manche Unternehmen hatten das nicht überlebt, wenn sich nicht ein Markt mit Millionen Konsumenten geöffnet hätte und Milliarden Euro in den Osten gepumpt hätten. Was viele nicht wissen, ein Großteil des Geldes floss gleich wieder in Richtung westen ab, weil fast ausschließlich Westunternehmen das Geld einsacken konnten.
Dafür gibt es ein Thema und nennt sich "Vereinigungskriminalität"

Bewerten
- +
Ansicht umschalten