A) Laut Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit vom Dezember 2019 (also noch vor Corona) gab es in Deutschland rund 4,6 Millionen Arbeitslose bzw. Unterbeschäftigte.
Das ist aber immer noch nicht die ganze Wahrheit. In dieser Zahl sind nicht dabei:
1. Arbeitslose deren Vermögen zu hoch ist, um ALG II beantragen zu können.
2. Arbeitslose deren Lebenspartner ein zu hohes Einkommen oder Vermögen besitzen, um ALG II beantragen zu können.
3. Arbeitslose unter 25 Jahren die bei ihren Eltern wohnen (U25-Regelung) und somit kein ALG II erhalten.
4. Mit 63 Jahren Zwangsverrentete.
Über diese Zahl im Monatsbericht nicht erfassten Personen gibt es keine Statistik. Wir wissen nicht wie viele das sind. Nebenbei bemerkt: Warum eigentlich nicht?
Es gibt also ein Potential an Arbeitslosen, das gehoben werden könnte. Hier läuft schief, dass reguläre duale Ausbildungen nicht unterstützt werden. Das Arbeitsamt könnte Ausbildungsvergütungen aufstocken.
B) Es wollen zu wenige junge Leute Bäcker, Metzger, Schreiner, Maler, Pflegekraft werden. Allgemein sind Tätigkeiten im handwerklichen Bereich aus gutem Grund nicht beliebt. Warum?
1. Wer sich im deutschen Schulsystem zehn Jahre lang den Hintern platt gesessen hat, der ist körperlich für handwerkliche Tätigkeiten nicht mehr so geeignet. Er möchte das was er in den Schuljahren gelernt hat auch gerne umsetzen. Das ist im handwerklichen Bereich kaum möglich.
2. Im handwerklichen Bereich wird entweder bei schlechten Arbeitsbedingungen unterbezahlt und/oder man kann aus physischen und psychischen Gründen die Tätigkeit nicht bis zum gesetzlichen Renteneintrittsalter ausführen. Das bedeutet in der Regel Arbeitslosigkeit im Alter von 50 - 60 Jahren. Hineinfallen in ALG II und bei Zwangsverrentung mit 63 Jahren ziemlich sicher Einkommen um die Grundsicherung herum.
3. Es gibt im handwerklichen Bereich eine starke Konkurrenz durch ausländische Wanderarbeiter. Die sind bereit Zustände/Bezahlung zu akzeptieren, die deutsche Arbeitnehmer zu Recht nicht zugemutet werden kann.
Hier läuft die Verbesserung der Arbeitsbedingungen schief.
C) Die Sozialversicherungen sollten als gesamtwirtschaftliche Aufgabe verstanden werden. Also alle Einkunftsarten herangezogen werden, sprich Steuerfinanzierung.
Hier läuft schief, dass hohe Einkommen/Vermögen nicht hinreichend belastet werden. Das trifft vor allem auf die Unternehmensbesteuerung zu. Hier klafft ein erstaunliche Lücke, was die Steuern anbetrifft die auf dem Papier stehen und was tatsächlich gezahlt wird.
Laut OECD (tax on corporate profits) hat die Steuerbelastung der Unternehmen nur 2 % des BIPs betragen.
https://data.oecd.org/tax/tax-on-corporate-profits.htm
Hier läuft schief, dass man dem Vorschlag der OECD nicht folgt und Unternehmensgewinne nicht dort besteuert wo sie anfallen, d.h. wo die Güter verkauft werden. Ein internationales Race-to-the-bottom bezüglich Unternehmensbesteuerung wäre dann nicht mehr möglich.