Ansicht umschalten
Avatar von Liesmich!
  • Liesmich!

mehr als 1000 Beiträge seit 19.09.2009

Auf Dauer wird sich eine schrumpfende Volkswirtschaft nicht vermeiden lassen

denn dafür sorgt schon allein die Demographie: Immer mehr gehen in Ruhestand, immer weniger junge Leute rücken nach. Und insgesamt wird mit einem Rückgang der Gesamtbevölkerung gerechnet.
Das hat in der Volkswirtschaft Auswirkungen sowohl auf der Angebotsseite wie auch auf der Nachfrageseite: Wenn die Boomer-Generation in den nächsten Jahren in Ruhestand geht stehen deutlich weniger Fachkräfte zur Verfügung, um zu produzieren, zu bauen usw. Zwar wird manches durch mehr Automatisierung kompensiert werden können, aber das geht bei Weitem nicht in allen Wirtschaftsbereichen. Auch vermehrte Zuwanderung wird das nicht kompensieren können, denn dazu müssten *netto* jährlich Millionen zuwandern. Und das nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, wo die demographische Situation ähnlich ist.
Daher wird in Zukunft immer mehr Produktion ins Ausland verlagert (bzw. bisher hier erzeugte Produkte aus dem Ausland bezogen) werden. Was natürlich das BIP senken wird.
Neben der geringeren Wertschöpfung wird auch der Bevölkerungsrückgang selbst für eine geringere Nachfrage an Produkten, Dienstleistungen, Gebäuden, Infrastruktur usw. führen. Was ebenfalls das BIP mindern wird.
Letztlich bedeutet das eine Abkehr vom bisherigen Wachstumsdogma.
Statt Wachstum ist dann - zumindest in einigen Bereichen - "Schrumpftum" angesagt.
Das ist nicht unbedingt eine Katastrophe, aber doch schon ein ziemlich grundlegender Paradigmenwechsel.
Denn das wird auch bedeuten, dass in vielen Bereichen "immer mehr" in Zukunft an "immer weniger" zu erwarten ist.
Das hat durchaus auch Vorteile, denn statt Wohnungsnot wird es dann viele freie Wohnungen geben, statt verstopfter Straßen freie Fahrbahnen - und auch wieder richtig viel Platz am Strand. Und auch für die Umwelt kann ein "weniger" durchaus "mehr" bedeuten.
Natürlich ist auch zu bedenken, dass die bisher aufgebaute Infrastruktur von immer weniger Menschen unterhalten werden muss. Und da das immer schwerer zu stemmen sein wird, wird man auch irgendwann an Rückbau denken müssen.
Das selbe gilt für Immobilien: Ab einer gewissen Leerstandsquote lassen sie sich nicht mehr wirtschaftlich betreiben.
Wie sich das auswirkt konnte man schon nach der Wende in den neuen Bundesländern sehen, wo binnen weniger Jahre Millionen Wohnungen leergezogen wurden.
Als politische Reaktion darauf wurden "Stadtumbau"-Programme aufgesetzt: Leerstehende Häuser wurden rückgebaut, damit zumindest in den Innenstädten der Immobilienmarkt stabilisiert werden konnte.
Die damaligen Programme werden sich so nicht mehr wiederholen lassen, aber man wird sich neue Instrumente überlegen müssen, damit wir (in Deutschland wie auch im übrigen Europa) auch mit einer schrumpfenden Volkswirtschaft klar kommen werden.

Denn so ganz einfach wird das nicht werden: So konnte man bislang politische Fehler recht einfach "aus-wachsen". In einer schrumpfenden Wirtschaft wird da nicht mehr gehen.

Bewerten
- +
Ansicht umschalten