Die Kraft zum Widerstand?

Wenn man die Äußerungen insbesondere unserer Chefdiplomatin oder auch der Koalitionsregierung insgesamt zu Russland betrachtet, die nun wirklich keine Deeskalationsstrategie erkennen lassen, klingen die Töne aus Moskau im Zusammenhang mit der Drosselung der Gaslieferungen moderat. Den Drohungen auch aus Berlin, man wolle Putin "besiegt" sehen und die Tatsache, dass von einer Zurückhaltung bei der Lieferung von schwerem Kriegsgerät immer weniger die Rede sein kann, würde vor dem Hintergrund der westlichen Sanktionen einen sofortigen Lieferstopp erwarten lassen. Wenn die Behauptung aufkäme, der "Westen" sei de facto Kriegspartei, wäre das nachzuvollziehen.
Wer die Nato-Strategie der vergangenen Jahrzehnte für richtig hält (die Grünen haben sich schon 2014 aktiv am Putsch auf dem Maidan beteiligt), wird heute, wo die Falken scheinbar Recht bekommen haben, weil der Aggressor leicht zu erkennen ist, mit der Entwicklung nicht unzufrieden sein. Das Narrativ gut (Nato) und Böse (Russland) lässt sich (durch die tonangebenden Medien zumindest bei uns) leicht lancieren, insbesondere dann, wenn üblicherweise die Vorgeschichte weggelassen wird.
Das verspricht nichts Gutes, denn das Ziel der Maßnahmen der "Guten" wäre wenn nicht der regime change dann doch wenigstens eine dauerhafte Schwächung des Gegners, von der er sich so schnell nicht erholen kann.
Die dafür zu erbringenden Opfer scheinen substanziell - für die Ukrainer in Form von Blutzoll und Zerstörung durch den Stellvertreterkrieg, für uns und Europa durch mögliche ökonomische Verwerfungen bis hin zum Ruin ganzer Volkswirtschaften sowie Hungertote weltweit - und das alles vor dem Hintergrund eines drohenden Weltuntergangs, wenn die Herrscher im Kreml sich so bedroht sehen sollten, dass sie einen Atomkrieg riskieren.
All das mag aus Sicht von Strategen in Washington und den Anhängern der Atlantikbrücke Sinn machen - vernünftig erscheint es keinesfalls.
Und ob das Verweigern von Deeskalationsbemühungen ein Zeichen von Stärke oder nur der Hinweis auf weniger schmeichelhafte Charaktereigenschaften bzw. gar Narretei ist, sei dahin gestellt.