Zum folgenden Kommentar von Stephan Schleim:
Der philosophische Punkt hat mit dem Fehlen einer Letztbegründung zu tun. Das war und ist doch auch das Ergebnis des kritischen Rationalismus: Jedes System von Überzeugungen (auch die Wissenschaften!) braucht eine Letztbegründung, die selbst nicht mehr weiter begründet werden kann. Der (angebliche) Streit zwischen Naturwissenschaft und Religion könnte schlicht durch die Annahme entschärft werden, dass die Natur, wie sie wissenschaftlich untersucht wird, eben von einem göttlichen Wesen geschaffen wurde. Klar, woher soll man das wissen? Woher soll man wissen, dass es nicht so ist? Woher kommt sonst das Universum? Wieso gibt es überhaupt etwas? Was ist Zufall? Diese Fragen sind unentscheidbar.
Also kritische Ergänzung bezüglich des "Kritischen Rationalismus " dazu die Position des Erkenntnistheoretikers Paul Feyerabend:
Der Sänger, Philosoph und "Erkenntnistheoretiker" Paul Feyerabend ( und u.a. auch Popper- Schüler) schreibt in seiner Autobiografie über die Philosophie seines Mentors (und über den "unkritischen" und kritischen Rationalismus insgesamt) das Folgende:
"..Was ist nun auzusetzen an einer kohärenten Philosophie, die ihre Prinzipien auf einfacheund direkte Weise erklärt? Ihr Fehler ist, dass sie die Realität nicht trifft, das heißt, dass sie im Falle der Wissenschaftstheorie nicht mit der wissenschaftlichen Praxis übereinstimmt."...............Ich glaubte.... (vorher als Popperschüler. Anmerkung von mir)...dass "rationale" Normen, wenn man sie rigoros und ohne Ausnahme anwendet, zu einer Praxis führen können, die so beweglich, reich, inspirierend und technisch effizient sind wie die heute akzeptierten und gepriesenen Wissenschaften. Aber meine Annahme war ein Irrtum...... Wenn wir den Falsifikkationismus entschlossen und rücksichtslos anwenden würden, würde er die Wissenschaft, wie wir sie kennen,fast völlig auslöschen.........die Mehrzahl der Fälle und vor allem die Episoden, die nach Popper zu den Höchstleistungen der Wissenschaft zählen,entwickelten sich auf völlig andere Weise.Wissenschaft ist deswegen noch nicht "irrational" - von jedem einzelnen Schritt kann man Rechenschaft geben....................alles in allem ergeben die die einzelnen Schritte jedoch nur selten ein umfassendes Muster, das mit angemessenen Prinzipien übereinstimmt, und die Fälle, die solche Prinzipien bestätigen,sind nicht grundlegender als die übrigen............"
(Zitatende)
Zitiert aus:
Paul Feyerabend. "Zeitverschwendung" Suhrkamp, Frankfurt am Main1995. Seite 124 ff. Hervorhebungen von mir.
(Originaltitel: "Killing Time"Grazia BorriniFeyerabend1994)
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Das Posting wurde vom Benutzer editiert (26.04.2021 11:11).