Sumari schrieb am 25.04.2021 22:12:
the observer schrieb am 25.04.2021 15:03:
Sumari schrieb am 25.04.2021 14:27:
Welche anderen Ontologien, ich denke da vor allem an idealistische, die ebenfalls dazu fundamental unfähig sind, fallen Dir da noch ein?
Hier bin ich grundsätzlich anderer Auffassung. Idealistische Ontologien, insbesondere radikal-idealistische Ontologien, scheinen mir die einzigen aussichtsreichen Kandidaten für eine konsistente und bruchlose Welterklärung zu sein.
Gibt es auch ein paar erwähnenswerte Argumente für diese Auffassung, oder ist es dafür erforderlich, sich durch die Werke von Kastrup und Campbell zu lesen?
Sehr interessant finde ich da die Ansätze von Bernardo Kastrup und Tom Campbell. Dualistische Ansätze wie z.B. der von Hameroff und Penrose überzeugen mich da weniger.
Penrose ist vor allem Mathematiker und damit wie viele Mathematiker Platoniker. Eine Weltsicht, die ich nicht teile. Aber gerade wegen seiner Nähe zu Platon würde ich seine Weltauffassung durchaus als eine idealistische bezeichnen. Von Hameroff und vor allem seinem Fachgebiet weiß ich kaum etwas, aber seine Verquickung von neuronalen Vorgängen mit Quantenzuständen halte ich für zumindest problematisch.
Was alle vier Erwähnten betrifft: Mir war gar nicht bewußt, daß alle, jeder für sich, ihre eigene Ontologie entwickelt hätten...
Nun ja, Roger Penrose steht genauso hinter dem Konzept der Orchestrated Objective Reduction wie Stuart Hameroff. Und als Physiker ist Penrose nicht erst seit seinem Nobelpreis letztes Jahr sehr ernst zu nehmen. Trotzdem finde ich vor allem den Ansatz von Kastrup inspirierender.
Das Leib-Seele-Problem in allen seinen Ausprägungen ist letztlich das Feld in dem die Auseinandersetzung entschieden werden wird. Entweder wirkt Bewusstsein auf Materie (z.B. Hameroff/Penrose), oder wir bilden uns nur ein, bewusste Entscheidungen zu treffen und sind in Wahrheit nur Erlebende eines mechanistisch ablaufenden Vorgangs auf den wir keinen Einfluss haben. Das letztere verfechten ja einige Physikalisten. Oder, und hier sind wir bei Kastrup, das materielle Universum ist die Außenansicht des kosmischen Bewusstseins, von dem wir ein Teil sind. Kastrup vergleicht das mit abgespaltenen Persönlichkeitsanteilen bei Menschen mit dissoziativer Identitätsstörung. Oder es ist alles noch ganz was anderes.
Hmmm... wie wäre es, das Leib-und-Seele-Problem nicht weiter als ein Problem der Dualität zweier voneinander getrennter Phänomene zu behandeln, sondern als eines der Einheit, der Zusammengehörigkeit zu einem gemeinsamen Übergeordneten - dem Menschen? Dann würde sich meiner Überzeugung nach zeigen, daß das Problem nur ein Scheinproblem ist, das aus falschen Prämissen resultiert.
Im übrigen scheint mir der Begriff des Bewußtseins nichts damit zu tun zu haben, ob wir bewußte Entscheidungen treffen können oder nicht; für mich sind das zwei unterschiedliche Fragenkomplexe. Selbst wenn wir keine bewußten Entscheidungen treffen kann man daraus nicht folgern, daß wir gar keine treffen. Es gibt bereits innerhalb der nicht-biologischen Welt Indeterminismus, und was soll man da über biologische Wesen, die zu Beobachtung, Reflektion, Introspektion, Handlung fähig sind, erst sagen?
Kastrup ist also ebenfalls nicht weit weg von Platon. Ich kann mich dieser Weltsicht, die beinahe ausschließlich auf rein philosophischen Erwägungen, nicht aber auf Empirie basiert, nicht anschließen.Unsere Erkenntnissysteme bauen auf Empirie auf, und das macht sie so zuverlässig.