Woody Box schrieb am 26.04.2021 11:57:
Sie bestehen allerdings darauf, dass man nur mit den wissenschftlichen Methoden, objektivierter und reproduzierbarer Experimente Wissen über die Welt um uns herum erwerben kann.
Kühne These. Und falsch. Ein szientistischer Tunnelblick.
Wissen entsteht durch Erfahrung. Erfahrung entsteht nicht nur durch objektivierte und reproduzierbare Experimente, sondern durch Leben. Jedes Kaninchen weiss, dass es besser abhaut, wenn ein freilaufender Hund in Sichtweite kommt.
Mit "Wissen über die Welt um uns herum" meine ich Erkenntnis und Begreifen von Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten (z.B. im Sinne von "was die Welt im Innersten zusammenhält"), mit dessen Hilfe sich die Welt um uns herum verstehen lässt. Dies ist kein Tunnelblick, sondern kennzeichnet das naturwissenschaftliche "Wissen".
Wenn ein Gläubiger inbrünstig singt: "Ich weiss, dass mein Erlöser lebt" (Händel, Messias), dann bringt er eine tiefe Empfindung zum Ausdruck, die ihm auch niemand absprechen sollte. Es ist aber nunmal kein "Wissen".
Was ein Kaninchen "weiss", ist eine interessante Frage. Sicher hat ein Kaninchen so etwas wie ein Bewußtsein, sonst könnte es nicht zwischen sich und der (oft gefährlichen) Außenwelt unterscheiden.
Es ist auch zu sehr komplexem Verhalten fähig. Dennoch scheinen mir seine Fluchtreflexe eher ein evolutionär antrainiertes Verhalten zu sein (diejenigen, die nicht flohen, konnten ihre Gene nicht weitergeben), als ein bewußtes "Wissen".
Erfahrung spielt eine sehr große Rolle. Oftmals hatte man schon lange Erfahrung, wie man mit einem Phänomen umgehen oder es nutzen konnte, lange bevor man überhaupt begriff, was da eigentlich vorging und es damit in den Bereich des Wissens kam.
Vor der Zeit der naturwissenschaftlichen Erklärungen und des Verstehens, also des "Wissens" war praktisch alles "Erfahrung".
Und große Bereiche sind es heute noch.