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  • Ice Tea

217 Beiträge seit 10.07.2020

Wissenschaft ... (prozentual) nicht so erfolgreich wie Glaube

Religion ist, nun bis in die Prozentzahlen korrigiert, verbreiteter und erfolgreicher! Wer auf diesem Globus hätte das vor den Artikeln gedacht!?
Ja, muss sehr "bitter" sein für die Atheisten, zu der Minorität zu gehören, die nicht an das Narrativ von Gott und Teufel glaubt und daher auch nicht in die Hölle kommt.

Um welche Urteile über Wissenschaft und Religion es bei Leuten wie Dawkins u.a. geht, lässt der Artikel leider in größtmöglicher Oberflächlichkeit weg. Gab es in den vorigen Teilen irgendein Zitat oder eine charakteristische Behauptung der "Naturalisten", die deren Sicht auch nur ansatzweise dargestellt hätte? Ich wüsste keins.

Stattdessen wurde eine besondere Betonung darauf gelegt, dass Atheisten sich eine gewisse Popularität mit profitablem Bücherschreiben erarbeitet haben. Soso, Geld wollen solche Leute verdienen, und sich profilieren. Wie unanständig, diese Atheisten; leben im Kapitalismus und fordern Geld für ihre Bücher. - Der Autor denkt bei den Hinweisen auf seine Büchern bestimmt ganz anders.
Und für ihre Profite suchen sie sich ausgerechnet eine kaum relevante Minderheit als Publikum aus, statt weitere spirituelle Bestseller in die ertragreicheren Märkte für sinnträchtige Romane und immer neue Bibel-Enthüllungen zu pumpen?

Man braucht nicht mal einen Gedanken von denen anführen, geschweige denn irgendeine inhaltliche Kritik daran zu leisten. Es soll offenbar ausreichen, auf den "Erfolg" atheistischer Einsichten zu schauen, um daraus psycho-logisch persönliche Profilierungsversuche herauszudeuten und Zahlen vergleichend auf die global relativ wenig verbreiteten atheistischen Sichtweisen zu zeigen.
Dass dieser Minorität an früherer Stelle vorgehalten wird die riesige Gemeinschaft der Gläubigen mit ihrer wissenschaftlich-"dogmatischen" Sicht "auszugrenzen" ist da nur eine nebensächliche Absurdität.

Im Kern geht es dem Artikel offenbar auch in diesem Teil darum, aus der zählbaren Verbreitung religiöser Ansichten nicht nur unter den menschlichen Bewohnern des Planeten, sondern speziell unter Naturwissenschaftlern ein "Erfolgsargument" gegen den Naturalismus zu schnitzen. Von daher würde sich eigentlich schon jede weitere vernunftgeleitete Diskussion erübrigen, weil mit der Wissenschaftlichkeit suggerierenden, empirischen Zählerei von Gläubigen vs. Ungläubigen der schlagende Beweis bereits erbracht sein soll. Die "Wahrheit", Glaubenswahrheit, oder "Richtigkeit" einer Einsicht hängt demnach nur davon ab, wieviele Menschen ihr anhängen. - Streng genommen würden sich so alle wissenschaftlichen Einsichten, von Kepler, Newton bis Darwin an diesem Erfolgsmaßstab disqualifizieren, weil die geistlichen und weltlichen Mächte und die Mehrheiten ihrer Follower schon damals den religiösen Glaubenswahrheiten den Vorzug gegeben haben. Auch Darwin war ein gottgläubiger Wissenschaftler, der sich in seinem Vorwort zum Ursprung der Spezien fast entschuldigend zu seinen Forschungen äußerte, die aber eben wissenschaftlich unumgänglich zu Schlüssen führten, die das geltende religiöse Weltbild (auch in seiner ihn verspottenden Wissenschaftsgemeinde) deutlich in Frage stellten.
Man möchte den Autor kaum fragen, wie er die Sache mit der "Mehrheit" als "Argument" zum Beweis einer theoretischen "Richtigkeit", denn in anderen Zusammenhängen deuten würde, bei Kriegen, Monarchismus, Atombomben, Nationalsozialismus und sonstigen mehrheitlichen Erfolgsprojekten. Mit der unterstellten Gleichung "Mehrheit = Erfolg gibt Recht" lässt sich ja so einiges rechtfertigen, anscheinend auch in der Philosophie.

Ich kenne eigentlich nur wenig von den hier genannten, Dawkins, Hitchens und dem "Neuen Atheismus"; wenige Zitate oder was sonst so in entsprechenden Diskussionen gepostet wird. Der Artikel hat da leider noch weniger als erwartet "geliefert" um einen Einblick zu geben und überhaupt auf irgendeinen Inhalt näher eingehen zu können.
Nur ein Detail noch zum Artikel: Den neuen Atheisten anhand von Meinungsumfragen vorzuwerfen, sie seien nicht auf dem "Stand der Forschung" ist auch so ein genüssliches Pseudo-Argument, das dem Leser suggerieren soll: Reine selbsterklärte Wissenschaftler müssten doch auf wissenschaftliche Ergebnisse achten, vor allem die, die ihnen ihren quantitativen religiösen Misserfolg belegen sollen - Und wozu? Sollen sie dann konsequent ihre atheistische Klappe halten? Wenn der Artikel wenigstens die Redlichkeit besitzen würde, das als "Stand von Meinungsforschungen" zu betiteln; der Autor tut aber so als wären seine Meinungsgrafiken nun "der Stand der Wissenschaft" überhaupt, an dem er die Naturalisten blamieren möchte ... unterste Schublade. Selbst wenn alle (Natur-)Wissenschaftler auch noch religiöse Menschen wären, würde das an keinem vernünftigen wissenschaftlichen Urteil etwas ändern.

Wissenschaftlich ist Gott o.ä. noch in keiner Forschung "aufgefunden" worden, trotz des nach IHM benannten"Teilchens", und für Erklärungen der Welt daher uninteressant, auch wenn viele (Natur-)Wissenschaftler dazu neigen beeindruckende und unerklärte Naturphänomene in persönlich-ehrfürchtige Gottesvorstellungen zu übersetzen, so wie es Steinzeitmenschen schon bei Blitz und Donner getan haben, eben weil sie keine wissenschaftliche Erklärung dafür hatten.

Auf die Idee, dass die anhaltende religiöse Verhaftung und das bischen heutige Aufklärung ein schlechtes Licht auf die Aufgeklärtheit der bürgerlichen Gesellschaft wirft, kommen zahlenmäßig tatsächlich nur wenige und die große Mehrheit widmet sich lieber dem Wissenschaftsbashing mit dem strohdoofen Vorwurf, dass die Wissenschaft ja "auch nur ein Glaube" sei, der ihre religiösen Sinnbedürfnisse nach den übergroßen Fragen und Antworten "des Lebens" und der göttlichen Wahrheit - nicht gut bedient.
Richtige Wissenschaft taugt als Alternative zur Sinnsuche tatsächlich nichts. Die findet Erklärungen, manchmal falsche, manchmal (noch) keine, oft aber auch richtige. Wer das nicht zu schätzen weiss und wissenschaftliche Erklärungen prinzipiell für "unzureichend " und mangelhaft hält, der will auf Höheres hinaus und beurteilt von diesem erhöhten Gesichtspunkt aus nicht die wirklichen Erkenntnisse, die da zutage gefördert werden. Der sieht das Wissen, obwohl er es halbwegs zu nutzen weiss, negativ als grundsätzliche Nicht-Lösung und Nicht-Beantwortung von Fragen, die im Bereich des Sinns und Glaubens angesiedelt sind, dort herkommen, weil sie nur da gestellt aber gar nicht plausibel beantwortet werden, und erwartet nun diesen Unsinn von der Wissenschaft nachvollziehbar erklärt zu bekommen. Eigentlich wäre es angebracht darauf hinzuweisen, dass "wahrer Glaube" eben nicht auf Begründungen beruhen soll, wie es irgendwo geschrieben ward, dann würde Wissenschaftlern vielleicht endlich mal das nervige Ansinnen erspart bleiben, dauernd die Nicht-Existenz von Etwas beweisen zu sollen. Was sie natürlich so nicht "können", weil ein Etwas ja bereits existieren müsste und sich das Problem als übersinnig erweist.
Komische Abwertungsversuche der Wissenschaft übrigens auch in den Forumsbeiträgen, wenn sie einerseits als "bloßer Glaube"runtergemacht werden soll, wo der Glaube andererseits von manchen sogar als die "wahre Wissenschaft" geadelt und darin als etwas Höherwertiges dargestellt wird.

Was die Religion nun umgekehrt Positives zu einer "Kooperation mit der Wissenschaft" beitragen könnte blieb im Artikel bisher auch eher im Dunkeln. Vorgefasste Versuche den einen Gott wissenschaftlich aufspüren zu wollen gab es seit der Philosophie, Theosophie, etc. schon einige, allerdings mehr um den religiösen Mangel des immerwährenden, verstandesgemäßen Zweifels im Glauben durch vorgegaukelte Wissenschaftlichkeit zu veredeln. Durchs Schlechtmachen der Wissenschaft an der wirren Aufgabestellung Übersinnliches zu liefern statt schnöde Erklärungen der irdischen Zustände wird dieser verstandesmäßige Mangel im Glauben aber nicht behoben.

Douglas Adams wusste gar nicht, glaube ich, wie nah er mit seiner Idee, dass die Priester zwei Ewigkeiten zum Bau von 2 Super-Computern verpulvern, die ihnen die große Frage nach dem Sinn für Alles beantworten sollen, an die tragikomische Wirklichkeit heranrührte. Und er hat m.E. sehr richtig gelegen, dass das ganze Unternehmen, von der falschen Frage bis zur banalen Antwort, die ohnehin keiner versteht, ein reiner Blödsinn ist. Von daher: Viel Spaß mit der "Neuen Theosophie"!

Mein persönlicher Gott, so es ihn denn gibt, hat mir ein Hirn gegeben, mit der Freiheit mich nicht weiter für seine Existenz zu interessieren. Das hat ER ganz gut gemacht, wenn ER's denn war; ein Denken zu schaffen das nicht an IHN glauben muss. Ich würde das als Aufforderung betrachten es entsprechend zu nutzen. Entgegen dem aufgeklärten Trend sich nicht altmodisch religiös lächerlich machen zu wollen, hätte ER bei mir auch einen langen weissen Bart und einen weissen Morgenmantel. Das bringt die Mehrheit der gängigen, mehr oder weniger biblisch inspirierten Glaubensvorstellungen allerdings ebenso regelmäßig auf die Palme, weil es sich mit ihrer vereinsmäßig - oder "mehrheitlich" - geforderten Selbstabwertung des immer unzulänglichen, nicht-göttlichen, nur "Mensch-Seins" nicht verträgt. Einfach ihren Glauben pflegen und sich aus der wissenschaftlichen Minorität raushalten, wollen sie aber auch nicht.

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