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  • Fachidiot Biologie

mehr als 1000 Beiträge seit 17.04.2007

Es ist nicht alles Gold, was glänzt.


Und eine "glänzende Idee" ist es schon. Wer im Bereich
Biowissenschaften arbeitet, kennt das Problem der Literatursuche zur
Genüge.

Aber - advocatus diaboli - schon melden sich die Bedenken: Chancen und
Risiken sind Zwillinge, die eine sehr enge Gemeinschaft pflegen. 
Science hat ganz recht, die wirtschaftlichen Aspekte mit ins Spiel zu
bringen. Wenn es 6 Monate nach dem Erscheinen eines Heftes die
vollständigen Inhalte kostenlos gibt, lohnt sich das Warten
für diejenigen, die es nicht eilig haben, sondern "nur"
interessiert sind. Der Umsatz sinkt ... die Werbeeinnahmen sinken ...
in einer voll "ökonomiesierten" Welt kann das viel zu
schnell das "Aus" bedeuten.

Andererseits gibt es natürlich die, die schnell sein wollen und
müssen. Das Datum der Erstveröffentlichung zählt - bei
wichtigen Entdeckungen wie den HIV-Erregern hat man erlebt, welch
erbitterte Kämpfe es geben kann, wenn nicht klar ist, wer
"Erster" war. Ebenso bekannt ist die negative Konsequenz:
Alles schnellstens zu publizieren; die Schaffung der "lpu"
("least publishle unit" = "kleinste publizierbare
Einheit", die geringste Menge _neuen_ Wissens, die nötig ist,
damit ein Artikel akzeptiert wird). Welche Effekte ruft die neue
Möglichkeit hervor, alles innerhalb weniger Tage im  Internet zu
veröffentlichen? Gibt es damit vielleicht neue Methoden, den
"Citation Index" zu manipulieren, der ja auch ein einfaches
"Maß" für wissenschaftlichen Erfolg ist?

Und wie steht es mit der "Datenflut", der Menge an
verfügbarer Information, die das Aufnahemvermögen eines
Menschen übersteigt? Nun gut, sicher wird eine zentrale Datenbank
eine entsprechend gute Suchmaschine installieren (müssen), damit
man unter tausend Artikeln die vier findet, die wichtig sind. Aber wer
bezahlt die Entwicklung und Adaptation der Suchmaschine? Womit wir beim
"Besitzer" wären ... und all den Möglichkeiten,
damit Mißbrauch zu treiben. Entsprechende Szenarios kann man sich
leicht ausmalen. Über ihre Wahrscheinlichkeit zu reden, ist
schwieriger. Und überhaupt, Ge- und Mißbrauch zu trennen,
ist schon als solches nicht einfach. Ist eine Einschränkung auf
englisch-sprachige Veröffentlichungen sinnvoll (um zumindest  mit
diesem offensichtlichen Kriterium die Datenmenge einzugrenzen) oder
"arrogant" (ebenso wie die Vorannahme, jeder Wissenschaflter
müsse englisch können) oder sogar ein Mittel zum Machterhalt
(indem andere Sprachgemenischaften "unterdrückt" werden?
Dieses Problem allerdings ist nicht neu und könnte durch den
Aufbau entsprechender Datenbanken in anderen Sprachräumen
vielleicht sogar teilweise verringert werden.

Ich bin sehr gespannt, was aus dieser Sache wird - ob sie realisiert
wird, und wenn ja, wie sie realisiert wird; ob sie halten kann, was sie
verspricht, und ob es für meine tägliche Arbeit Konsequenzen
hat ... "Let's wait and see!"

Fachidiot Biologie


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