Ich bin mit dir völlig einverstanden was den Grundsatz betrifft,
dass die Resultate wissenschaftlicher Forschung, insbesondere wenn sie
auch noch staatlich finanziert wurde, allgemein zugänglich sein
sollten. Und das sind sie in den herkömmlichen Zeitschriften nur
insofern sich Uni-Bibliotheken die noch leisten können, was aber
immer weniger der Fall ist. Und privat kauft sich bei noch so viel
Interesse kein Mensch solche Dinger: Das ist einfach schlicht
unerschwinglich! D.h. konkret: Zuerst bezahlt der Staat die Forschung
und dann auch noch die Zeitschrift, in der man die Resultate lesen
kann.
Eine einzige Rolle, die die Verleger heute scheinbar aber doch noch
spielen, fehlt mir in eurem schönen "Open source"-System
aber noch, und das ist eine Art Reviewing. Schliesslich ist es ja keine
Kunst heutzutage, irgend einen Mist zusammenzuschreiben und den dann
"ganz frei" ins Internet zu stellen. Aber "frei"
heisst dann eben auch "ohne Gewicht", "belanglos",
d.h. einfach unverbindlich. Eben so eine Art "speaker's
corner" wie im Hyde Park: Jeder darf plappern was er will, aber
keiner hört zu.
Und da sehe ich auch den einzigen Grund, warum Wissenschaftler sich
überhaupt noch einen ausreissen, um ihre neuesten Ideen in eine
"renommierte Zeitschrift" zu bringen: Den reinen
Informationstransport vom Schreiber zum Leser könnte man im
Zeitalter des Internets schon lange sehr viel einfacher haben!
Allerdings lassen sich die Verleger ihre Rolle in diesem
"Spiel" in einem Masse vergolden, dass sie ihre Rolle
vermutlich doch eher los sein werden als ihnen lieb ist: Zu Zeiten
dauernder Kürzungen der Forschungs- und Bibliotheks-Budgets wird
das bald einmal sowieso unmöglich!
Und dann werden sich ganz von selber Websites z.B. durch ein gutes
Reviewing "profilieren" müssen, damit dann eine
Publikation dort ebenfalls "Ansehen" gewinnt. Kann man sich
jedenfalls gut so vorstellen.