diskutieren.
Wenngleich die wissenschaftlich ungeklärten Fragen in der Causa Corona-Pandemie offen zu Tage liegen, hat es Schleim nicht für nötig befunden sie zu thematisieren und folglich die Frage zu klären, welchen Maßstäben Wissenschaft heute mehr denn je folgen sollte! Schleim behandelt mehr die Frage, wie wissenschaftliche Aussagen kommuniziert und dabei überprüft werden. Nicht aber die viel grundlegendere Frage, woran objektive Wahrheit zu messen ist, welche gegenständlichen sowie räumlich-zeitlichen Bezugssysteme z.B. in Anschlag zu bringen wären um z.B. die Entscheidung einer allgemeinen Impfpflicht wissenschaftlich verantworten zu können. Zugleich wäre dabei das Verhältnis zwischen dem Verständnis einer allgemeinen rechtlichen Normsetzung und der Funktion bzw. Ziel der wissenschaftlichen Aufklärung dabei zu diskutieren gewesen:
Zentral in der Pandemiedebatte ist die normative und faktische Beziehung zwischen dem von der Politik vorgetragenen Mehrheitsinteresse und dem von den Impfgegnern eingeforderten Respekt vor dem Interesse einer Minderheit an der Wahrung „körperlicher Unversehrtheit“. Allgemein gilt die individuelle Freiheit durch den bekannten Passus in der Erklärung der Menschenrechte von 1789 begrenzt: „Die Freiheit besteht darin, daß man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet“.
In der Frage einer allgemeinen Impfpflicht hätte die Wissenschaft also darüber aufzuklären, ob die Verweigerung einer Impfung anderen schadet und ob, sofern dies überhaupt mit empirischen Fakten zu belegen wäre, die vollkommende Aushebelung der individuellen Selbstbestimmung für seinen Körper durch eine Impfpflicht überhaupt verhältnismäßig wäre und nicht etwa katastrophale Folgen für unser demokratisches System hätte.
Wir sehen also, dass eine einfache, klare, Menschenrechtsnorm auf komplexe systemische gesellschaftliche Verhältnisse trifft und dass genau die Aufgabe der Wissenschaft darin bestünde, hier für Aufklärung dieser komplexen systemischen Fakten und Zusammenhänge zu sorgen, was, wie wir wissen, in Deutschland in besonders eklatanter Weise dadurch versäumt wurde, dass man kaum valide Untersuchungen durchgeführt hat.
Im Falle der Impfpflicht haben wir das Glück, dass vier Mitglieder im Ethikrat, der Ende 2021 mehrheitlich eine allgemeine Impfpflicht empfohlen hatte, sich gegen eine solche allgemeine Impfpflicht ausgesprochen hatten und zwar mit wissenschaftlich offenen Fragen:
Dass man zu wenig über die Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe gegen später aufgetretene Mutanten, wie der Omikron-Variante, wüsste und dass die steigende Zahl der Impfdurchbrüche auf eine nur begrenzte Wirksamkeit hindeutet. Dies lasse die vier Impfpflichtgegner im Ethikrat an der „Zulässigkeit der Maßnahmen“ zweifeln.
Und auch was die Verhältnismäßigkeit anbelangt, haben die vier Impfpflichtgegner eine klare, wissenschaftlich begründete Gegenposition, nämlich dass eine Impfpflicht wohl zur „zu rechtfertigen“ wäre, „wenn durch die Impfung eine sehr viel gefährlichere Krankheit ..ausgerottet werden könnte“, wovon natürlich derzeit überhaupt nicht die Rede sein kann.
Wissenschaft hat also nach wie vor eine klare Aufgabe und einen klaren Gegenstand der Forschung, auch wenn dieser hinsichtlich Komplexität und Systemhaftigkeit der Fakten stark dehnbar bzw. eingeschränkt werden kann, um z.B. die Relevanz mittelbarer und langfristiger Negativwirkungen (wie z.B. die Impfnebenwirkungen, die Risiken an der Impfung schwer zu erkranken oder sogar zu sterben u.a.) auszusparen.
Dass hier die breite Öffentlichkeit und der aufrechte Charakter von Wissenschaftlern und die finanzielle Unabhängigkeit von Forschungseinrichtungen eine ebenso wachsende Bedeutung hat, wie die Überwindung der bornierten monokausalen Forschungskonzepte und angeblichen „Wertfreiheit“ dieser scheinbaren Scheuklappenforschung, ist nicht zu übersehen, aber bei Schleim leider kein Thema.
Auch der fulminante Kommentar von Hollunderwunder „Tendenzwissenschaftler und Tendenzmediziner“ abstrahiert zu sehr von wissenschaftlichen Essentials, so dass bei der Konfrontation zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen immer noch zu fragen ist, welche realistischer, empirisch zutreffender ist, und welche Position wem dient.
So geht z.B. seine Einschätzung, dass die Klimawissenschaft nur deswegen als solche betitelt wird, um auch das „bis weit in den roten Drehzahlbereich der Karikatur hinein übertriebenen Ausmaßes des Klimawandels das Etikett „Wissenschaft“ zu verleihen, vollständig vor allem deshalb an der Realität vorbei, weil empirisch sogar das Gegenteil zu belegen ist: Die Klimawissenschaften beinhalten eine Reduktion der Krise der gesamten Biosphäre, die in ihren lebensbedrohenden Ausmaßen bisher noch gar nicht hinreichend erfasst wird, auf energetisch, also mit Wachstum, zu lösende Maßnahmen. Und die bisherigen Maßnahmen gegen den Klimawandel, die ja jetzt von der Militarisierung verdrängt werden, sind eigentlich nicht der Rede wert – der ungebrochene Anstieg des CO2-Gehaltes der Luft und die konfrontative Haltung der EU und USA gegen den Rest der Welt beweisen, dass eine Verwissenschaftlichung einer Problematik nicht ausreicht, um dem Problem beizukommen. Ist Hollunderwunder selbst ein Tendenzwissenschaftler?