Als Biochemiker mit großem Interesse an derr Physik, habe ich sowohl
vom „Urknall zum Durchknall“ gelesen als auch den hier publizierten
Beitrag von Herrn Gapp. Seiner Textanalyse würde ich unumwunden
zustimmen. Unzicker schreibt wahrlich nicht gerade im Stil eines
Wissenschaftlers. Sein Text drückt aber aus, was viele
Wissenschaftler aus fernen Fachgebieten bei der aktuellen Physik
überkommt: Unbehagen. Unbehagen über eine Wissenschaft, die nicht
mehr wirklich nachvollziehbar ist, deren Ergebnisse in einer Form
dargestellt werden („Gottesteilchen“), die an Sektierer erinnert,
oder eben mathematisch bedingt vollkommen unverständlich wird. Als
Chemiker kommt man wesentlich mit den Kenntnissen des Dreisatzes
durch´s Leben – letzteres mag also mein Problem sein. Trotzdem habe
ich den Eindruck, daß Experiment und Modellbildung praktisch nicht
mehr auseinanderzuhalten sind. In einem der letzten Artikel im
Spektrum der Wissenschaft über die Entdeckung des Higgs-Bosons, hatte
ich den deutlichen Eindruck, daß für die statistische Auswertung, die
zum Auffinden der relevanten Daten verwendet wurde, die Theorie
hineingesteckt wurde, die das Higgsteilchen vorhersagt – ist das
korrekt?
Eine echte Bewertung physikalischer Ergebnisse ist mir trotz
naturwissenschaftlicher Ausbildung und Praxis nicht möglich, ich
weiss aber, daß es gerade in unseren Biowissenschaften eine hohe
Dichte an Schwätzern gibt, die immer dann auffallen, wenn man ihre
Experimente mit den daraus abgeleiteten results vergleicht. Die
Lebenserfahrung sagt mir, daß es in der Physik nicht anders sein
wird. Also meine Bitte an die Physikerkollegen (natürlich auch an die
eigenen Kollegen): Beschreibt eure Experimente in zentralen
Datensammlungen, beschreibt genau was ihr getan habt und beschreibt
exakt wie ihr auswertet, stellt die Schlussfolgerungen daraus aber in
eine „weit entfernte“ Datenbank. Tut es für die gegenwärtigen
Experimente und für die vergangenen. Schafft eine saubere Datenbasis,
die jeder einsehen kann, um eigene Modelle zu bilden. Gebt vor allem
dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit eigene Schlüsse zu
ziehen, bevor ihr sie mit euren Modellen konfrontiert. Sie sind zwar
das Beste was wir haben, sicher aber Unsinn, bis wir sie durch einen
anderen Unsinn ersetzen. Modelle beschreiben keinesfalls Wahrheit.
Was bleibt, sind die experimentellen Ergebnisse. Wer dann Modelle mit
einstellbaren Parametern anpassen möchte, soll es tun – er wird
vermutlich auch an die wissenschaftliche Relevanz einer Spline-Kurve
durch einen beliebigen Punktesatz glauben. Wer solche Wissenschaft
für durchgeknallt hält, dem ist es unbenommen, sich eigene Gedanken
zu machen. Für die Physik würde ich hier in den nächsten Jahren eine
Revolution erwarten, die aber sicher nicht aus der Ecke der
Stringtheoretiker kommen wird. Schafft bitte die Möglichkeit, daß der
Bessere gewinnen kann, sonst wäre die Erde noch immer eine Scheibe.
vom „Urknall zum Durchknall“ gelesen als auch den hier publizierten
Beitrag von Herrn Gapp. Seiner Textanalyse würde ich unumwunden
zustimmen. Unzicker schreibt wahrlich nicht gerade im Stil eines
Wissenschaftlers. Sein Text drückt aber aus, was viele
Wissenschaftler aus fernen Fachgebieten bei der aktuellen Physik
überkommt: Unbehagen. Unbehagen über eine Wissenschaft, die nicht
mehr wirklich nachvollziehbar ist, deren Ergebnisse in einer Form
dargestellt werden („Gottesteilchen“), die an Sektierer erinnert,
oder eben mathematisch bedingt vollkommen unverständlich wird. Als
Chemiker kommt man wesentlich mit den Kenntnissen des Dreisatzes
durch´s Leben – letzteres mag also mein Problem sein. Trotzdem habe
ich den Eindruck, daß Experiment und Modellbildung praktisch nicht
mehr auseinanderzuhalten sind. In einem der letzten Artikel im
Spektrum der Wissenschaft über die Entdeckung des Higgs-Bosons, hatte
ich den deutlichen Eindruck, daß für die statistische Auswertung, die
zum Auffinden der relevanten Daten verwendet wurde, die Theorie
hineingesteckt wurde, die das Higgsteilchen vorhersagt – ist das
korrekt?
Eine echte Bewertung physikalischer Ergebnisse ist mir trotz
naturwissenschaftlicher Ausbildung und Praxis nicht möglich, ich
weiss aber, daß es gerade in unseren Biowissenschaften eine hohe
Dichte an Schwätzern gibt, die immer dann auffallen, wenn man ihre
Experimente mit den daraus abgeleiteten results vergleicht. Die
Lebenserfahrung sagt mir, daß es in der Physik nicht anders sein
wird. Also meine Bitte an die Physikerkollegen (natürlich auch an die
eigenen Kollegen): Beschreibt eure Experimente in zentralen
Datensammlungen, beschreibt genau was ihr getan habt und beschreibt
exakt wie ihr auswertet, stellt die Schlussfolgerungen daraus aber in
eine „weit entfernte“ Datenbank. Tut es für die gegenwärtigen
Experimente und für die vergangenen. Schafft eine saubere Datenbasis,
die jeder einsehen kann, um eigene Modelle zu bilden. Gebt vor allem
dem wissenschaftlichen Nachwuchs die Möglichkeit eigene Schlüsse zu
ziehen, bevor ihr sie mit euren Modellen konfrontiert. Sie sind zwar
das Beste was wir haben, sicher aber Unsinn, bis wir sie durch einen
anderen Unsinn ersetzen. Modelle beschreiben keinesfalls Wahrheit.
Was bleibt, sind die experimentellen Ergebnisse. Wer dann Modelle mit
einstellbaren Parametern anpassen möchte, soll es tun – er wird
vermutlich auch an die wissenschaftliche Relevanz einer Spline-Kurve
durch einen beliebigen Punktesatz glauben. Wer solche Wissenschaft
für durchgeknallt hält, dem ist es unbenommen, sich eigene Gedanken
zu machen. Für die Physik würde ich hier in den nächsten Jahren eine
Revolution erwarten, die aber sicher nicht aus der Ecke der
Stringtheoretiker kommen wird. Schafft bitte die Möglichkeit, daß der
Bessere gewinnen kann, sonst wäre die Erde noch immer eine Scheibe.