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  • tren

76 Beiträge seit 22.11.2014

Re: Größenordnung der Bereicherung?

Das kann man ja auf mehrere Weisen gut abschätzen. Ich will mal ein Gesamtpaket skizzieren.

Einerseits sind da die offiziellen Tantiemen durch die VG Wort. Die gelten auch für wissenschaftliche Publikationen - Bücher, aber auch nur im Internet publizierte Fachtexte.

Man schaue sich mal die Tantiemen an:

http://doktorandenforum.de/fertig/vgwort.htm#quoten

Angenommen, man publiziert so bei dem Verlag seines Vertrauens im Jahr 1-2 Bücher mit 101 bis 300 Seiten - das dürfte für die meisten Fachbücher hinkommen. Außerdem gibt es häufig eine kleine Gewinnbeteiligung bei den Verlagen, etwa 8-13% im wissenschaftlichen Bereich, und eine garantierte fixe Zahlung.

Vom Springer VS Verlag her kenne ich es bspw. aus eigener Erfahrung so: 13% Gewinnbeteiligung + 2.700 Euro Fixzahlung für ein Lehrbuch für eine Pflichtvorlesung eines Studiengangs.

Dazu kommen die Zugriffszahlen auf wissenschaftliche Texte - die bei den "gefragten" Zeitschriften natürlich extrem hoch sind. Man kann leicht selbst für hohe Zugriffszahlen sorgen: Wer kennt es nicht, dass das neu erschienene Werk des Dozenten plötzlich für Vorlesung und Seminar gekauft oder online gelesen werden muss?

Weiterhin wird man ja von seinen Freunden eingeladen, wenn man ein grandioses neues Werk geschrieben hat. Es folgt die unter Professoren übliche "Runde" durch die Republik: Fahrtkosten+Hotel werden immer übernommen und es gibt ein Honorar, üblich sind mindestens 125 Euro für 60min Vortrag+Diskussion, üblich auch die Einladung zum Abendessen danach. Bei besser vernetzten Professoren, so meine Erfahrung, sind das üblicherweise mal 5-10 auswärtige Vorträge pro Semester (am besten alle 1-2 Wochen).

Wenn ich jetzt also mal sehr knauserig aufrechne, komme ich für ein Buch pro Jahr auf:

ca. 800 Euro VG Wort
ca. 2000 Euro Fixum Verlag
ca. X Gewinnbeteiligung Verlag
ca. 625 Euro Honorar

Sicher ist das kein Vermögen - aber es summiert sich schon bei einem Buch auf einen 400€ Nebenjob. Nach 20 Jahren und 20 Büchern steigt die Gewinnbeteiligung, die Einladungen erhöhen sich, die Honorare werden höher. Man hat seine Bücher in immer mehr Pflichtveranstaltungen als "Grundlage" verankert.

Und irgendwann sind Publikationen natürlich auch ein Druckmittel für die Gehaltsverhandlung. Ich denke da bspw. an universitätsinterne Verteilungsschlüssel für Overheadmittel. Eine Fakultät mit leistungsstarken Autoren bekommt automatisch mehr Mittel. Ein guter Anfang, mal über eine leistungsorientierte Zulage zu reden (dank W-Besoldung).

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