Was mich an den bisherigen Nachrichten und Diskussionen sehr stört, ist die Tatsache, das Annahmen und Wahrscheinlichkeiten als Wahrheiten verkauft werden. Früher war es die Glaskugel, heute ist es Statistik. Ja, das klingt etwas polemisch, aber jede Statistik ist von den genutzten Daten abhängig und zweitens sind die Daten immer aus der Vergangenheit.
Das bedeutet nicht, dass ich Statistik für unnötig erachte, aber man sollte trotzdem jeder Statistik zumindest skeptisch gegenübertreten. Und doch scheint eine allgemeine Statistikgläubigkeit vorzuherrschen, auch oder gerade in diesem speziellen Fall.
Nehmen wir einfach mal die Aussage Covid-19 sei tödlicher als die "normale Grippe". Mal davon abgesehen, dass man noch nicht abschließend sagen kann, wie tödlich Covid-19 wirklich ist, stützen die bisherigen Daten aus Deutschland diese Aussage nicht. Quelle: RKI, Stand 28.03.20 https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4 Zudem geht die Aussage davon aus, dass die "normale Grippe" immer gleiche Zahlen hervorbringt, was u. a. Infektion, Krankenverlauf und Sterblichkeit betrifft. Diese Aussage ist nicht haltbar! Auch die Influenzaviren verändern sich jedes Jahr. Das ist z. B. ein Grund, warum eine Grippeimpfung jedes Jahr durchgeführt werden sollte.
Hier ein Zitat aus https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/grippe/historisches/:
Verheerende Grippe-Wellen gehören aber keineswegs der Vergangenheit an. Während der letzten großen Grippe-Epidemie von 1995/96 mit etwa 8,5 Millionen Erkrankungsfällen starben allein in Deutschland ca. 30.000 Menschen an den Folgen der Influenza. In der Grippe-Saison 2002/2003 gab es im Vergleich zu einem durchschnittlich normalen Winter zusätzlich etwa 4,5 bis 5 Millionen Arztbesuche, ca. 1,5 bis 2 Millionen Arbeitsunfähige in der Gruppe der 16- bis 60-Jährigen sowie 25.000 bis 30.000 mehr Klinikeinweisungen über alle Altersgruppen hinweg zu verzeichnen. Diese Angaben resultieren allerdings nicht aus einem prospektiv (vorausschauend) erhobenen Datenmaterial, sondern aus einer vergleichenden Statistik gegenüber Referenzjahren oder Referenzmonaten. Gleiches gilt für die Sterblichkeit, weswegen man auch von Übersterblichkeit spricht.
Oder die "Coronaverharmloser" (zu denen ich mich auch zähle) führen ja auch gerne die Grippesaison 2017/18 auf, an der laut Schätzungen über 25.000 Menschen allein in Deutschland gestorben sind. So viele Menschen sind trotz vorhandener Grippeimpfung gestorben. Hier eine Quelle zur Wirksamkeit der Impfung in der Saison: https://www.ptaheute.de/news/artikel/die-grippeimpfung-201718-schuetze-zu-15-prozent-warum-war-das-so/
Allein aus diesem Grund stelle ich auch die Aussage >>die "normale Grippe" sei wegen einem vorhandenem Impfstoff ungefährlicher<< in Frage, wie es oft zu lesen ist. Ja, eine Impfung kann helfen und kann das Immunsystem stärken. Es bietet aber trotzdem keinen umfassenden Schutz.
Ich habe das Gefühl, es soll suggeriert werden, dass unser Körper sich nur Dank einer Impfung gegen einen Erreger wehren kann. Wie kann es dann sein, dass die meisten Menschen kaum oder wenig Symptome zeigen? Aber das ist nur meine persönliche Meinung.
Ein weiterer Punkt ist die Behauptung, der Virus sei neu. Laut Aussage von Professor Dr. Stefan Hockertz, Immunologe und Toxikologe, stimmt das nicht. Wenn es so wäre, hätte unser Immunsystem gar nicht die Möglichkeit, dieses Virus zu erkennen. Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=7wfb-B0BWmo, ab Minute 3.
Für mich klingt diese Aussage sehr schlüssig. Auch in Hinsicht zu dem oben schon erwähnten Fakt, dass die meisten kaum oder wenig Symptome zeigen.
Noch eine Sache die mich stört: In einer Diskussion sollten wir von gleichen Annahmen ausgehen. Dafür ist es aber notwendig, dass die "Grippeverharmloser" akzeptieren, dass eine Influenza kein harmloser Schnupfen ist. Kann man z. B. hier nachlesen: https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/grippe/was-ist-grippe/
Auch erwähnt u. a. Professor Dr. Hockertz in dem oben verlinkten Interview, dass der Verlauf ähnlich ist, weshalb der Vergleich durchaus legitim ist.
Der Verweis auf die Grippe bedeutet deshalb auch keineswegs, dass Covid-19 harmlos wäre. Was aber aus der jetzigen Pandemie gemacht wird ist erschreckend.